"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
Samstag, 22. Februar 2014
Album-Vorstellung: The Notwist "Close To The Glass"
The Notwist
Darf man The Notwist schon als Indie-Opas bezeichnen? Tatsächlich war es bereits im Jahre 1989 als sich drei Herren, genauer gesagt die Brüder Micha und Markus Acher sowie der Schlagzeuger Mecki Messerschmidt, in Oberbayern zusammenfanden, um gemeinsam als Schülerband, die Musikwelt zu revolutionieren. Dass das mehr als gut funktionieren würde, hätte anfangs wohl keiner so wirklich gedacht. Innerhalb weniger Jahre polierten The Notwist ihren Ruf von der gern gesehenen Regionalgröße zu einer der vielleicht wichtigsten und gefragtesten deutschen Independentbands auf. Zahlreiche Alben, manch ein Soundtrack und etliche EPs und Singles zieren den bisherigen Karriereaufstieg von The Notwist. Stilistisch starteten sie dabei anfangs mit recht harten, punkigen Nuancen, sind jedoch spätestens mit dem Release von "Neon Golden" (2002) klar im Hafen der experimentellen Indietronica-Sounds eingelaufen. Dort feiern sie seither gern opulente Feste, zu denen auch zahlreiche Fans regelmäßig ihre Lobhymnen anstimmen. Trotz einiger dezenter Personalverschiebungen und dem Ausprobieren unterschiedlicher Labels sind The Notwist auch 2014 noch immer eine feste Instanz innerhalb der Independentszene hierzulande. Ihr neues Album "Close To The Glass", welches jüngst erschienen ist, erklärt warum.
"Close To The Glass"
Mit Verweisen auf die tonale Vergangenheit und Gegenwart, aber auch einen kleinen Ausblick auf das, was uns in Zukunft vielleicht noch erwarten wird, umfasst "Close To The Glass" ein recht breites Klangspektrum. Mal reduziert und minimalistisch ("Signals", "Casino", "Run Run Run"), dann etwas opulenter und lauter ("Close To The Glass", "Seven Hour Drive") oder gar sphärisch aufgeladen, wie das dahinschwelgende "Lineri" und sein Nachfolger "They Follow Me" eindrucksvoll zur Schau stellen, bahnt sich das siebente Studioalbum von The Notwist seinen Weg. Lo-Fi, Electronica, Alternative, Pop und Ambientstrukturen wurden collagenartig zu einer Platte zusammengesetzt, die trotz ihrer Vielfalt einen recht geschlossenen Eindruck vermittelt. Da wird man bei "Into Another Tune" mit einer auditiven Ästhetik konfrontiert, die an Portisheads "The Rip" erinnert, wo man nur einen Augenblick zuvor, mit "Kong", noch dem klassischen Indierock gefrönt hat. Alles scheint möglich auf "Close To The Glass" oder ist es vielleicht sogar. Auch der Gesang von Markus Acher durchläuft, während der 12 Tracks des Albums, eine einzigartige Metamorphose. Klingt an der einen oder anderen Stelle recht klar und griffig, wie die eines Ben Gibbards, und verliert sich doch gleichzeitig zwischen Verzerrung und Verwaschenheit, beispielsweise im Song "From One Wrong Place To The Next". All die Komplimente, die "Close To The Glass" schon lange vor seiner Veröffentlichung einheimsen konnte, wurden zurecht ausgesprochen. The Notwist haben verstanden, wie sie ihr Überleben in der Musikbranche gewährleisten können. Statt alle zwei, drei Jahre Altbekanntes aufzuwärmen, nehmen sie sich bewusst die Zeit, um dann mit einem Geniestreich wie "Close To The Grass" um die Ecke zu kommen.
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