Album-Vorstellung: Polly Scattergood "Arrows"
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Polly Scattergood |
Gut Ding will Weile haben. So auch im Fall der Sängerin Polly Scattergood. Für Mitte Juni war der Release ihres zweiten Albums "Arrows" ursprünglich angesetzt, doch aus zahlreichen Gründen verschob sich dieser terminlich mehrfach nach hinten. Bis heute. Denn Freitag, der 18.10.2013, ist das Datum, an dem "Arrows" dem Publikum hierzulande endlich vorgestellt werden darf. Wir von "Einen hab ich noch..." haben schon lange darauf gewartet, euch von diesem Schmuckstück moderner Popmusik berichten zu dürfen, läuft das Album doch bereits seit Mai in unserer Redaktion rauf und runter. Umso ausführlicher konnten wir uns demnach mit den zehn Stücken der Platte auseinandersetzen, die es im Folgenden genauer zu betrachten gilt. Doch zuvor seien euch natürlich noch ein paar Informationen zu der 1987 geborenen Scattergood verraten, die mit ihren blonden Haaren und den großen, strahlenden Rehaugen das Bild infantiler Zerbrechlichkeit in neue Dimensionen hebt. Es war im Jahre 2009 als ihr selbst betiteltes Debüt "Polly Scattergood" erschien. Dies geschah allerdings nur in ihrer Heimat England und den Vereinigten Staaten. Dort als Geheimtipp gehandelt, war es jedoch nur eine Sache der Zeit, bis auch die stets musikinteressierten Deutschen Wind von dem aufstrebenden Nachwuchstalent bekommen. Was echte Musikkenner schon lange wussten, soll mit der Veröffentlichung von "Arrows" nun auch einer breiteren Masse verkündet werden: Polly Scattergood verleiht dem Pop einen neuen Anstrich.
Anfang des Jahres setzte Polly Scattergood einen, mit Lampe bestückten, Tisch in Flammen und ließ diesen eindrucksvoll vor der Kamera verbrennen. Im Hintergrund erklang der süßliche Sprechgesang der Songwriterin. Das Promovideo, geheimnisvoll und anziehend zugleich, war der Vorbote für jenes Album, mit dem Scattergood nun den internationalen Durchbruch wagen will.
Auf "Arrows" beweist die von Kritikern bereits hochgelobte Polly Scattergood, dass eine Platte durchaus einen roten Faden besitzen kann, ohne dabei auch nur ein einziges Mal in die gefürchtete Wiederholungsschleife zu geraten. Kein Track gleicht dem andern und so durchläuft das Album einen stetigen Wandel, der von fragilem Seelenschmerz bis hin zur blanken Euphorie reicht. A cappella beginnt "Cocoon", das Eröffnungsstück auf "Arrows", bevor sich sanfte Beats zu dem markanten Gesang Polly Scattergoods gesellen. Der Song berührt, ohne dabei ein Gefühl von Gekünstelheit zu hinterlassen.
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"Arrows" |
Das Spiel mit den Emotionen beherrscht die Songwriterin nahezu perfekt. "Falling" beispielsweise nimmt an Fahrt auf und katapultiert das Gehör in ein undurchdringliches Dickicht aus schweren Synthiesounds, in dem sich die Gedanken wie in einem Traumfänger verheddern. Erst "Machines" bietet dann die Flucht in ein gleißendes weißes Licht. Dass sie auch Geschichten erzählen kann, zeigt Polly Scattergood mit "Disco Damaged Kid", einem Song, der beschwingt zwischen Ballade und Up-Tempo-Nummer dahintänzelt und somit auch akustisch genau das symbolisiert, was die Lyrics dem Hörer zu sagen versuchen. Etwas epischer wird es mit "Colours Colliding", wohingegen "Miss You" sich auf ein karges Klavierspiel stützt. Allein diese beiden Tracks für sich genommen, zeigen die Vielfalt auf "Arrows". Als hätte Polly Scattergood innerhalb dieser Scheibe alle Anlagen für ihre zukünftigen Werke pflanzen wollen. Ein wahrlich beeindruckender Klangreichtum, der auch bei "Subsequently Lost", einer 80er-Hymne wie man sie sonst eventuell den Shiny Toy Guns zuschreiben würde, nicht abbricht. "Silver Lining" glänzt seinem Titel entsprechend wie ein silberner Streifen am Horizont und leitet nahtlos zum absoluten Highlight auf "Arrows" über. "Wanderlust" ist ein bizarres Gestrick aus psychedelischen Texturen und exzessiven Electronica-Harmonien, die selbst Goldfrapp zu Zeiten von "Supernature" nicht besser hätten komponieren können. Zur sprichwörtlichen Kirsche auf dem tonalen Eisbecher steigt dann final der mit gehörig Pathos beladene Endtrack "I've Got A Heart" auf und beendet damit gleichzeitig ein Album, dass selbst im aktuellen musikalischen Überangebot seine Tage lange fern des Grabbeltischs fristen dürfte. Der Pfeil, den Polly Scattergood mit ihrem Zweitwerk abgeschossen hat, durchbricht eventuell schon bald die Schallmauer.
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