Freitag, 13. September 2013

Album-Vorstellung: Julia A. Noack "The Feast"

Julia A. Noack
Einst wanderte sie über Stock und Stein, mit der Gitarre in der Hand und dem Wind im Gesicht. Julia A. Noack fühlte sich von jeher heimisch zwischen all den naturalistischen Metaphern, die die Folk-Musik als solche gern heraufbeschwört. Karo-Bluse, spröde Schlichtheit und Blumen im Haar. Doch mit der Zeit verändert sich der Geschmack. Da mag man plötzlich Dinge, die einem nur wenige Jahre zuvor noch zuwider waren. Kategorisch abgelehnt hat die in Berlin lebende Noack die Härte des Indie Rocks zwar nie gänzlich, doch achtete sie beim Komponieren und Schreiben ihrer Songs gern auf einen gewissen Abstand zu der akustischen Unnachgiebigkeit dieses Genres. Das ist nun jedoch, mit Erscheinen ihres neuen Albums "The Feast", anders. Energetisch rennt Noack darauf zum höchsten Gipfel der Singer-Songwriter-Mountains und stürzt sich, wenn auch mit Fallschirm, in die Tiefe. Als folge sie so unbewusst dem Geist ihres musikalischen Vorbilds und Helden Bob Dylan, der stets für eine Überraschung gut war und mit Vorliebe mal die akustische 180-Grad-Wende einschlug, wenn es um die Veröffentlichung einer Platte ging.


"The Feast"
Cut. Nicht nur ihre Haare hat Julia A. Noack für "The Feast" gelassen. Gleichzeitig verabschiedete sich die 38-Jährige auch von der Unschuld ihrer früheren Sound-Arrangements. Da schlägt einem bereits mit dem Opener der Scheibe "Want/Be" und seinen Nachfolgern ("Everything Is Sexuality", "Name For This"), eine fremdartige Derbheit erbarmungslos ins Gesicht, ganz dem Titel des dritten Studioalbums Noacks entsprechend. Aufbegehrend und stärker denn je präsentiert sich hier eine Frau, die fest verwurzelt im Leben zu stehen scheint. Erst mit "What'd She Say" beweist Noack, dass sie mit diesem neuen Kurs keineswegs ihre Sensitivität verloren hat. Der elektrifizierte Track wird zum sinnlichen Mantra, dessen Backgroundgesänge hypnotisierend auf den Geist einprasseln. Stumpf bohrt sich anschließend "Silver Whisper" in die Emotionalität des Hörers, wird dort weich und geschmeidig, während "Summer, Something" lieblich duftend zum frechen "We're Crazy" überleitet. "Designer Drug" erinnert irgendwie an "Zombie" von den Cranberries, wohingegen der Titeltrack "The Feast" die schlichte Schönheit vieler Singer-Songwriter-Stücke verkörpert. Wer nach all der Milde nun mit Vergnügen wieder zu den rebellischen Anfängen von "The Feats" zurückkehren möchte, der muss sich vorerst in Geduld üben, wird dann aber vom anschwellenden Verlauf des Songs "Matter Of Me" langsam aber sicher erneut aus der Verankerung gerissen und kann sich zu der Synthievernarrtheit von "The Inconceivable" im Klangkosmos verlieren. Eine schöne Runde Platte liefert uns Julia A. Noack mit "The Feast" ab und doch hätte die Reise ruhig noch ein bisschen holpriger sein dürfen. Die Richtung stimmt jedoch absolut.



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