Anna Von Hausswolff "Ceremony"
Beginnen wollen wir mit Anna Von Hausswolff und ihrem "Ceremony" (VÖ: 14.06.2013). Wie bereits der Titel des zweiten Studioalbums der aus Göteborg stammenden Musikerin andeutet, befinden sich auf "Ceremony" insgesamt 13 schwermütige Stücke, die perfekt eine jedwede Mitternachtsstunde zu vertonen vermögen, innerhalb derer sich Geister, Schattenwesen und Zwielichtsgestalten im Schein des Mondlichts treffen, um eine rätselhafte Zeremonie abzuhalten. Vielschichtige Orgelkompositionen, in einem Moment sakral anmutend und ehrfurchtsvoll, im nächsten schon wieder elektrifizierend esoterisch, umhüllen die markerschütternde Stimme des jungen Ausnahmetalents. Ein echtes Meisterwerk von einer mystischen Anmut, wie man sie nur selten zu bestaunen bekommt.
Sigur Rós "Kveikur"
Nicht minder imposant ist "Kveikur" (VÖ: 14.06.2013), das neue Werk von Sigur Rós. Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Valtari" meldet sich das isländische Musikphänomen mit einem Sturm aus Post-Rock und eklektischem Ambient zurück. Wesentlich aufwühlender und verstreuter als sein Vorgänger präsentiert sich "Kveikur" von einer ungestümen Seite und schickt den Hörer geradezu unausweichlich auf einen mentalen Marathon durch das akustische Unterholz. Dort stolpert jener über die unebenen Wogen des Openers "Brennisteinn", verfängt sich in den kargen Auswüchsen von "Ísjaki" und verliert sich in der Düsternis von "Bláþráður". Auch wenn die Band im Vergleich zum letzten Album geschrumpft sein mag, aktuell sind Sigur Rós wieder als Trio unterwegs, tut das dem Einfallsreichtum und der Kreativität scheinbar keinen Abbruch. Im Gegenteil. Haben sie uns einst mit Licht überflutet, drängen uns Jón Þór „Jónsi“ Birgisson und sein Gefolge nun in den Schatten, wo wir die Bedeutung von Gegensätzlichkeit aus einer neuen Perspektive kennenlernen dürfen. Großartig!
Editors "The Weight Of Your Love"
Auch die britischen Erfolgsgaranten Editors fällten im Zuge der Produktion ihrer neuen Platte "The Weight Of Your Love" (VÖ: 28.06.2013) eine schwerwiegende Personalentscheidung und trennten sich nach ausgiebigen Überlegungen von ihrem Gitarristen und langjährigen Weggefährten Chris Urbanowicz. Dieser wurde schließlich durch Justin Lockey ersetzt, der nun zusammen mit einem weiteren Neuzugang, Eliott Williams an den Keyboards, das musikalische Quintett komplettiert. Der neue Wind, der seitdem durch das Zusammenspiel der Indierocker weht, ist nun auch auf "The Weight Of Your Love" zu vernehmen. Frischer, aber auch etwas massiver und dem allgemeinen Geschmack entsprechender klingen die Editors in den 11 neuen Tracks ihres vierten Studioalbums. Und doch schaffen sie es bisweilen noch, den Absturz in das Schlundloch des Stadionrocks, das schon Kollegen wie The Killers oder die Kings Of Leon verschlungen hat, zu umgehen. Zu Tracks mit Namen "A Ton Of Love" oder "Hyena" tanzen Tom Smith und Co. auf dem Rand des brodelnden Pop-Vulkans, haben sich von den synthielastigen Electrosounds des 2009er "In This Light And On This Evening" befreit und warten auf das, was die Zukunft bereithält. Ob die Fans dabei weiterhin mit ihnen gehen werden, wird sich zeigen. Einen Probelauf ist "The Weight Of Your Love" auf jeden Fall wert.
Kakkmaddafakka "Six Months Is A Long Time"
Das wunderschöne Portrait einer attraktiven, jungen Dame ziert das Cover des neuen Albums "Six Months Is A Long Time" (VÖ: 28.06.2013) der Norweger von Kakkmaddafakka. Mit Songs wie "Restless" und "Your Girl" stürmte die Band aus Bergen vor einigen Jahren die Tanzflächen unserer Republik und ist seitdem nicht mehr aus der Clublandschaft hierzulande wegzudenken. Umso größer sind da natürlich auch die Fußstapfen, in die nun Tracks wie "Someone New" oder "No Song" treten müssen. Und da wird es problematisch. "Six Months Is A Long Time" beherbergt 11 handgemachte und auch durchaus solide Indiepop-Nummern, nur fehlt es diesen auch nach mehrmaligem Hören leider an jener Griffigkeit, die man sich als Hörer gewünscht hätte. Austauschbar, leicht trivial und auch mit deutlich weniger Rotzigkeit als man es von Kakkmaddafakka einst gewohnt war, dümpelt die Scheibe so vor sich hin und verschwindet wahrscheinlich schneller wieder aus dem Fokus der Aufmerksamkeit, als es sich die Truppe erhofft hätte. Und so verwundert es auch nicht, dass die Radiostationen weiterhin die Hits vom letzten Album spielen und sich nur wenig für "Six Months Is A Long Time" interessieren.
Abby "Friends & Enemies"
Eine deutsche Band namens Abby wagt dieser Tage ebenalls die Fahrt auf dem langsam kenternden Indie-Pop-Kahn. Jedoch nicht, ohne dabei an ein paar Schwimmwesten gedacht zu haben. Diese bestehen aus feinsten Synthiespielereien und verleihen Songs wie "Monsters" oder "Evelyn" einen Esprit, der gehörig an Phoenixs famoses Debüt "United" erinnert. Lange hat es gedauert bis "Friends & Enemies" (VÖ: 05.07.2013) endlich vom Studio in die Plattenläden wandern durfte. Ein ursprünglicher Release war bereits für den Monat März geplant, wurde dann jedoch mehrfach nach hinten verschoben. Nun, manchmal will gut Ding eben Weile haben und in diesem Fall hat sich das lange Warten tatsächlich gelohnt. Ein Hit jagt den nächsten auf "Friends & Enemies" und das schon seit langer Zeit blutende Indie-Herz wird im Takt von "Streets", "Blood And Water" oder dem großartigen "Riddles" wiederbelebt. Wir danken den Berliner Jungs von Abby dafür, dass sie uns bewiesen haben, dass doch nicht nur Ideenlosigkeit innerhalb eines Genres herrscht, das vor einigen Jahren noch für Innovation und kreative Vielfalt stand.
Amiina "The Lighthouse Project"
Kehren wir nun abschließend erneut zurück nach Island und besuchen dabei die Küsten dieses zweitgrößten Inseltstaates Europas. Zahlreiche Leuchttürme prägen die dortigen Landschaften und beeindrucken durch ihre einzigartige Architektur. Hinzu kommen jene Lichter, die im gleichmäßigen Takt um die Spitze der eigentümlichen Bauten kreisen und sämtliche Zuschauer auf magische Weise zu hypnotisieren scheinen. Mit der EP "The Lighthouse Project" (VÖ: 05.07.2013) hat das isländische Streichkollektiv Amiina nun jene unerklärliche Anziehung für uns eingefangen und sie in ein feingeistiges Klanggerüst integriert. Amiina besinnen sich dabei gleichzeitig auf die eigenen Wurzeln und jene Zeit, als sie durch die "Lichthäuser" Islands zogen, um dort ihr Songs zu spielen. In Selbigen aufgenommen, entfalten die sechs Stücke der EP eine unglaubliche Wärme, die sich wie ein Film auf die Seele legt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
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