Dienstag, 26. Februar 2013

Interviewt: New Found Land

Anna Roxenholt // New Found Land
Auf dem Fahrrad fährt Anna Roxenholt alias New Found Land vor. Sie schwingt sich vom Sattel und betritt mit einem breiten Lächeln im Gesicht, das kleine Café im Herzen Berlin-Kreuzbergs, das sie für unser Interview ausgesucht hat. Es ist Montagmorgen, die Sonne scheint und die Luft ist eisig klar. "Ich mag es hier so gern", sagt Anna, als sie am Holztresen der detailverliebten Kaffeebar steht. "Vor allem vormittags, wenn es ruhig ist und man kurz der Hektik der Stadt entfliehen kann." Wir setzen uns. Anna trinkt einen Kaffee und macht es sich gemütlich. Es folgt ein Gespräch über die große nordische Schwermut, das Aufbrechen musikalischer Konventionen und ein Album, auf dem Anna vollkommen zu sich selbst gefunden hat.

Einen hab ich noch: 
Der Name "New Found Land" ist eine Art Wortspiel mit mehreren Bedeutungen. Wie kamst du auf dieses Pseudonym?

Anna Roxenholt:
Früher habe ich viel Jazzmusik gespielt. Ich bin ausgebildete Saxophonistin. Irgendwann in der Mitte meines Studiums fing ich an Lieder mit Texten zu schreiben und das war für mich wie die Entdeckung eines neuen Landes, wo ich mich wirklich wohlfühlte. Aber der Name kann viele Bedeutungen haben. Das ist das Schöne daran.

EHIN:
Warst du denn jemals auf Neufundland?

Anna Roxenholt:
Nein, aber ich möchte gern dahin fahren.

EHIN:
Oft hängt dem Norden beziehungsweise Skandinavien eine mystische und gleichzeitig sehr raue Attitüde an. Wie siehst du das als gebürtige Schwedin?

Anna Roxenholt:
Die große nordische Schwermut, oder? (lacht) Nein. Also es gibt auch so viele helle Dinge. Der Sommer in Skandinavien zum Beispiel, wenn die Sonne nicht untergeht. Ich denke manchmal, es ist fast düsterer hier in Berlin oder Deutschland.

EHIN:
Woher genau aus Schweden kommst du?

Anna Roxenholt:
Göteborg.

EHIN:
Seit 2007 lebst du in Berlin. Was magst du an der Stadt?

Anna Roxenholt:
Zuerst war es einfach schön, einmal wegzukommen. Meine ganze Familie und meine Freunde leben in Göteborg, was wunderbar ist, aber das beansprucht auch viel Zeit und hier hatte ich dann mehr Raum zum Arbeiten.

EHIN:
Was bedeutet es für dich, deine Songs live performen zu können?

Anna Roxenholt:
Live zu performen ist das, was man anstrebt. Es ist das Ziel, irgendwie. Eine Platte zu machen ist natürlich auch wichtig, aber eine ganz andere Arbeit. Man kann dabei detaillierter sein. Nur ist es auch so interessant, dann mit dem Publikum zu interagieren und die Reaktionen auf die eigenen Songs zu spüren. Ich freue mich total auf Tour zu gehen!

Und das tut New Found Land auch demnächst wieder. Freut euch auf folgende Live-Termine:
29.04.13 Köln, Studio 672
30.04.13 Haldern, Haldern Pop Bar
01.05.13 Offenbach, Hafen 2
02.05.13 Krefeld, Jazzkeller
03.05.13 Berlin, Privatclub
04.05.13 Hamburg, Molotow Bar
07.05.13 Dresden, Societätstheater
08.05.13 Nürnberg, Club Stereo
09.05.13 Hannover, LUX
17.05.13 Stuttgart, Merlin
18.05.13 München, Milla

Am Ende dieses Artikels verlosen wir darüber hinaus exklusive Gästelistenplätze für das Record-Release-Konzert am kommenden Freitag, den 01.03.2013, in Berlin.
 
EHIN:
Deine Musik ist sehr abwechslungsreich. Mal sehr natürlich und handgemacht und im nächsten Moment spielst du mit allerlei elektronischen Elementen. Wodurch zeichnet sich der Sound von New Found Land aus?

Anna Roxenholt:
Ich war immer ein Fan von elektronischer Musik. Bin beispielsweise mit der Musik von Depeche Mode aufgewachsen. Irgendwie kehre ich aktuell ein bisschen dahin zurück. Ich mag es mit synthetischen Sachen herumzuspielen, aber gleichzeitig auch das Organische zu nutzen. Die Mischung ist toll. Ehrlich gesagt bin ich etwas genervt davon, wenn immer alles so superauthentisch sein muss. Wir leben doch nicht mehr in den 40er Jahren. Es gibt so viele Möglichkeiten, wieso sollte man diese nicht nutzen? Ich nehme einfach das, was ein Song aus meiner Sicht braucht.

EHIN:
Was für Musik hörst du gern privat?

Anna Roxenholt:
In letzter Zeit habe ich viel Grizzly Bear gehört. Die neue Platte (Shields) finde ich superschön. Tolle Arrangements. Man hört, dass sie wirklich daran gearbeitet haben. Als ich mein Album aufgenommen habe, hörte ich zudem oft eine Band namens Miracle Fortress. Und ich habe auch einen ihrer Songs gecovert. "Everything Works", das dritte Stück auf der CD. Wir haben auf einem Festival in Dänemark gespielt. Miracle Fortress waren dort Headliner. Am Ende tauschten wir Platten aus und den ganzen Rückweg nach Berlin lief Miracle Fortess Album bei uns im Bus.

Hören wir uns nun den besagten Song an, der als wunderschönes Cover auch auf "New Found Land" zu finden ist.


EHIN:
Worum geht es thematisch auf der neuen Platte?

Anna Roxenholt:
Die Platte handelt viel von Enttäuschung durch andere und mich selbst. Situationen, die zu Frustrationen führten. Wenn ich mit etwas unzufrieden bin, schreibe ich darüber und dann ist es meistens schon viel besser.

EHIN:
Dein aktuelles Album hast du mit deinem Künstlerpseudonym betitelt. Viele andere Musiker oder Bands tun das gern bei ihrem Debut. Wieso erst jetzt dieser Schritt?  

Anna Roxenholt:
Ich glaube, das ist eine Art Statement. Es war immer etwas wage, wer zu New Found Land gehörte und wer nicht. Oder auch wo das Projekt hingehört. Ob nach Schweden oder hier nach Berlin. Und mit dieser Platte habe ich mich dann entschieden, dass New Found Land eben nur ich bin. Das war ein bisschen wie ein Aha-Erlebnis.

EHIN:
Früher hat auch dein Mann an dem Projekt mitgewirkt.

Anna Roxenholt:
Stimmt, ja. Wir haben viel zusammen gespielt und auch immer viel Spaß miteinander erlebt, besonders auf der Bühne. Aber wir sind eben beide Künstler und es war einfach schwer Arbeit und Privates zu trennen. Es gab zu viel unnötigen Streit und so sollte das nicht sein.

EHIN:
Hat er denn auch ein eigenes Projekt?

Anna Roxenholt:
Ja, 1000 Gram! Wir finden es beide besser, dass jeder sein eigenes Projekt hat. Dennoch helfen wir uns natürlich auch. Ich bin auf seiner Platte zu hören und er hat an meiner mitgewirkt. 

EHIN:
Mirror“ ist ein extremer Ohrwurm, der eine unheimliche Stärke in sich trägt. Was hat dich zu diesem Track inspiriert? 

Anna Roxenholt:
Ziemlich viele Leute denken, dass ich den Song über mich und meinen Mann Moritz geschrieben habe, aber so ist es nicht. Wie bereits erwähnt, handeln viele der neuen Lieder von Enttäuschungen. So auch "Mirror".Und zwar in Bezug auf Freundschaften. Generell möchte ich gar nicht so viel über meine Texte sagen, denn es ist schöner, wenn sich jeder auf seine Art darin wiederfinden kann.

EHIN:
„What Is Love“ beendet das Album auf fast poetische Weise. Ein grandioser Track! Was ist Liebe für dich? 

Anna Roxenholt:
Schwere Frage. Vielleicht, dass man füreinander da ist. Es reicht nicht, dass man sich einmal dazu bekennt, sondern man muss sich immer wieder dafür entscheiden. Und dann sollte man daran auch so gut es geht arbeiten.


EHIN:
Welcher der zwölf neuen Tracks ist dein persönlicher Favorit?

Anna Roxenholt:
Oh, das wechselt immer, je nach Stimmung. Gerade ist es vielleicht die neue Version von "It Would Mean The World To Me". Das war schon auf der ersten Platte.

EHIN:
Vielen Dank für dieses schöne Interview!


VERLOSUNG

Wir haben jetzt noch ein ganz besonderes Schmankerl für euch! Und zwar verlosen wir, wie bereits weiter oben erwähnt, 2x2 Gästelistenplätze für New Found Lands Record-Release-Konzert am kommenden Freitag, den 01.03.2013, im Berliner FluxBau. Es gibt für dieses Event regulär keine Karten zu kaufen. Wer dabei sein möchte, sollte Folgendes tun.
Möglichkeit 1: Geht auf unsere Facebookseite, teilt das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 26.02.2013 öffentlich auf eurer Pinnwand und kommentiert dies mit "Ich will neues Land entdecken".

Möglichkeit 2: Schickt uns eine E-Mail mit dem Betreff "New Found Land" und dem Inhalt "Ich will neues Land entdecken" an blogfrog87@googlemail.com.

Bis einschließlich kommenden Donnerstag, den 28.02.2013, könnt ihr teilnehmen. Unter allen musikalischen Weltentdeckern werden dann am Folgetag zufällig zwei Gewinner ermittelt und per Mail oder Nachricht über ihr Glück informiert. Wir wünschen viel Erfolg!

Zudem gibt es aktuell eine sehr treffende Albumreview zu "New Found Land" bei unseren Freunden von Kultmucke. Dort habt ihr gleichzeitig dann auch noch die Möglichkeit, diese grandiose Scheibe abzustauben. Alle Infos dazu findet ihr hier.

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