Da in dieser Woche keine nennenswerten Platten neben dem bereits vorgestellten "Synthetica" von Metric erschienen sind, nutzen wir die heutige Album-Vorstellung, um einmal einen Blick zurück zu werfen.
Im März diesen Jahres brachte Claire Boucher alias Grimes ihr drittes Album auf den Markt. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ihr Erstlingswerk gerade einmal zwei Jahre alt ist.
Grimes sprüht nur so vor musikalischen Visionen und Träumen, die in gebündelter Form auf dem Neuling "Visions" zu finden sind.
Der Techno, Trance und Rave der 1990er Jahre schwingt dabei auf ganz eigene Art und Weise in den insgesamt 13 Songs der LP mit. Hätte man doch gedacht, dass diese Musikrichtungen nicht noch einmal aus der Mottenkiste geholt werden, beweist die 24jährige Multi-Dimensionskünstlerin, dass durchaus Potenzial in den eigensinnigen Stilmitteln dieser doch oft belächelten Genres steckt. Anders als die damaligen Pioniere hat Madame Boucher dabei einen Vorteil. Sie kann genüsslich und aus der Ferne auf das Phänomen der Drum'n'Bass-Bewegung zurückblicken. Verliert sich nicht in deren Schnelligkeit und ist somit in der Lage ganz gezielt mit alten Tunes zu experimentieren, ihre Stärken und Schwächen kennenzulernen und sich dort zu bedienen, wo es ihr gefällt.
"Visions" ist laut, schnell und expressiv. Bietet darüber hinaus jedoch auch Momente zum Verweilen.
Grimes scheut keine Widersprüche. Wird an den Stellen poppig, an denen selbst Bands wie Crystal Castles Angst haben, zu sehr in Richtung Trance abzudriften.
Nicht jedem Hörer wird der Seiltanz gefallen, den man bei Songs wie beispielsweise "Vowels = Space And Time" oder "Eight" dargeboten bekommt. Man hat dann und wann das Gefühl, dass Ganze könnte kippen und man findet sich plötzlich in den Armen von Gigi d'Agostino oder Ace of Base liegend wieder. Allerdings schafft die Platte es nach kleinen Grenzerfahrungen immer wieder in den Schoß einer modernen Indietronics-Kulisse zurückzukehren und genau dieser Mut zur Erprobung neuer Klangdimensionen macht so unglaublich viel Spaß beim Zuhören. Heute unter dem Stichwort DreamPop zusammengefasst, erschließen sich mit dieser neuen Generation von Electro-Künstlern sehr sphärische Klangwelten. Auch Grimes macht da keine Ausnahme. "Be A Body" oder das recht bekannte "Nightmusic" spielen mit klassisch anmutenden Harfen-Synthies oder verzerrtem Operngesang, bieten Raum für Fantasie und verbinden alte und neue Welten. Alles ist möglich, der Experimentierfreude werden keine Hindernisse in den Weg gestellt.
Claire Boucher bringt dazu eine wunderbar fragile und dennoch klare Stimme mit, die perfekt zu ihren Tracks passt. Viele Highlights versammeln sich auf "Visions". Vorgestellt soll an dieser Stelle das letzte Stück des Albums "Know The Way" werden, das mit einer unheimlichen Schönheit die Sinne verzaubert:
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