Töten für die Liebe. Eine sehr romantische Aussage, die das neue Album der vierköpfigen Band aus Portland schmückt. Die Chromatics sind zurück! "Zurück? Sind das nicht Newcomer?", wird der ein oder andere sagen. Antwort: Nein, sind sie nicht! "Kill For Love" ist bereits das vierte Album in der Geschichte der Band. Wieso kennt dann kaum einer diesen vermeintlichen Disco-Wirrwarr aus den Vereinigten Staaten?
Nun ja, dies hat sicherlich viele Gründe. Zum einen sind Genres wie SynthiePop, ItaloDisco und Dreampop, denen sich die Chromatics am ehesten zuordnen lassen, erst seit kurzem wieder wirkliche Publikumsmagneten in Deutschland und zum anderen sperrt sich das hiesige Independent-Völkchen gern vor dem Gedanken, dass eventuell auch im Land der Plastik-Britneys und Schaumstoff-Rihannas gute Musik gemacht wird. Mit Erscheinen des Films "Drive" und dem dazugehörigen, grandiosen Soundtrack (für den eben auch die Chromatics einen Track beisteuerten), hatte dann auch der letzte Hipster den Knall gehört und stellte sich mit an die Kampffront, die den Electro als Massentauglichkeitsmusik aufspalten und in viele Einzelteile zerlegen wollte. Und das bis ins kleinste Detail, denn lange gab es zwar Unterschiedlichkeiten in der Welt "technischen" Musik, doch wurden diese dann oft unter den eher negativbelegten Begriffen "Techno" und "Dance" zusammengefasst.
Zur Scheibe selbst. Intensiv startet der erste Song auf "Kill For Love". Tiefgehend, akzentuiert und durchdrungen von der einzigartigen Stimme des Aushängeschilds Ruth Radelet, hinterlässt "Into The Black" einen bleibenden Eindruck und ist richtungsweisend für den Rest der Platte. "Kill For Love" vereint die hörbaren und wirklich guten Elemente von 80er-Jahre-Musik mit modernen Einschlägen aus dem After-Hour-Universum. Jeder einzelne Track entführt in eine Welt aus nebligen Sounds und Discobeats, wie man sie gerne gegen Ende einer jeden Partynacht im Lieblingsclub auf sich einprasseln lässt. Dass die Band ursprünglich aus Richtung des Post-Punks kommt, verdeutlicht sich unter anderem bei Tracks wie "Broken Mirrors" oder "Dust To Dust". Massive Klangwelten, die futuristisch und dennoch realistisch wirken, die nicht von einer fiktiven Zukunftsvision sondern eher von nahenden Ereignissen künden.
Eine wirklich grandiose Platte, die jedem nahegelegt sein soll, der der Hektik des Alltags für einen Moment entfliehen und sich auf neue musikalische Pfade begeben möchte.
Zur Einstimmung gibt es hier den fabelhaften Track "Back From The Grave":
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