"Come away with me and I will write you a song"
Mit diesen Zeilen forderte uns eine kleine halbindische Amerikanerin im Jahre 2002 auf, ihr zu folgen. Wer das tat, der lernte jazzig bluesigen Singsang kennen, der dem noch jungen Jahrtausend ganz gut stand. Ein regelrechter Wirbel um die Tochter der indischen Legende Ravi Shankar wurde erzeugt und ihr gleichnamiges Album "Come Away With Me" war in aller Ohren. Böse Zungen würden sagen, dass Norah Jones nur aufgrund dieser bekannten Verwandtschaft überhaupt eine Rolle im Pop-Buisness spielen konnte. Wie dem auch sei, es folgten mit "Feels Like Home" und "Not Too Late" zwei weitere Alben, die dabei mit dem Erstlingswerk eins gemeinsam hatten: den Sound.
Schön anzuhören waren die Songs immer, allerdings fehlte es ihnen gänzlich an Weiterentwicklung. Eigentlich verwunderlich, denn wenn man nach links und rechts schaute, so fiel auf, dass Mr. Jones sich durchaus in verschiedenen Musikgenres ausprobierte, dies jedoch nicht als Antsoß für die eigenen Platten nutze. Eine Country-Odysee mit den Little Willies auf deren selbstbetitelten Album war noch recht erfolgreich. Gastauftritte bei Wax Poetic und eine EP (New York City EP) mit dem Musiker Peter Malick, Versuche Norah Jones Stimme auf chillige, elektronische Weise zu inszenieren, blieben weitestgehend unbeachtet, wobei gerade diese "Experimente" eine ordentliche Prise frischen Wind enthielten.
Erst 2009 hatte man das Gefühl, dass Norah Jones sich kreativ befreit hatte und dem schreienden Publikum mit ihren Rufen "Wir wollen immer denselben Jazz!" entkommen war. Das Album "The Fall" zeigte eine neue, moderne und frechere Norah Jones. Die Harre waren kürzer und der Mädchenlook wich dem einer erwachsenen Frau. Die neuen Songs schnittiger und besser durchdacht, überzeugten.
Es folgte eine Zusammenarbeit mit Danger Mouse. Der Mann, der zur Hälfte Gnarls Barkley und zur anderen Hälfte Broken Bells war, die Gorillaz produziert hatte, The Good The Bad And The Queen zusammen mit Damon Albarn groß machte und eigentlich bei allen wichtigen Projekten irgendwie seine Finger mit im Spiel hatte. Ebene dieser erweckte mit Daniel Lupi, Norah Jones und Jack White die Musik der frühen Italo-Movies wieder. "Rome" war ein absolutes Highlight im vergangenen Musikjahr.
Und das hat anscheinend auch Norah Jones gemerkt. Für ihr neues Album "Little Broken Hearts" setzte sie die Arbeit mit der gefährlichen Maus fort.
Hier kommen wir nun zum Knackpunkt in dieser Geschichte. Norah Jones klang noch nie so ausgereift, so unglaublich lässig und dabei wahnsinnig interessant.
Die Songs auf der neuen Platte sind zum Dahinschmelzen gut. Ein Album, das ganz groß werden kann.
Danger Mouse hat die Attitüde von "The Fall" eingefangen und mit der von "Rome" gekreuzt, um insgesamt 12 Tracks zu produzieren, die Norah Jones nun in ihr Repertoire aufnehmen kann.
Jetzt ist sie endlich dort angekommen, wo sie schon lange hingehörte: inmitten einer Landschaft bestehend aus Western Sounds, gespickt mit elektronischen Elementen und einer gehörigen Portion Psychedelic Rock.
Auch alte Weggefährten können ihren Spaß an "Little Broken Hearts", dem Konglomerat aus Herzschmerz-Geschichten haben, wenn sie akzeptieren, dass Künstler sich weiterentwickeln, neue Wege gehen und nie sesshaft werden, denn das tut keiner Kreativität gut.
Norah, keep on Rockin'... und lass die Jazzinstrumente bitte noch eine Weile stehen.
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