"E1NEN HAB ICH NOCH..." ist ein virtuelles Sammelsurium für Musik. Der gleichnamige Blog bündelt und filtert Neuigkeiten aus den unendlichen Weiten der verschiedensten Genres. Dabei gilt stets die Devise: Den Song oder diese Platte sollte man noch gehört haben!
Hat da jemand etwas von The Notwist gesagt? Am letzten Samstag stellten wir euch deren neue Platte "Close To The Glass" vor. Nun ist es an der Zeit, sich ein wenig durch den Backkatalog der Band zu wühlen, um zu einem der vielen Höhepunkte ihrer Karriere zu gelangen. Wir setzten den Countdown auf zwölf Jahre und reisen zurück in das Jahr 2002. The Notwist setzten sich zu dieser Zeit aus dem Brüderpaar Acher, Gründungsmitglied Markus Messerschmidt und dem als Console bekannten Martin Gretschmann zusammen. Vor allem Letzterer ist von jeher großer Freund der elektronischen Klänge und unterwanderte, seit seinem Einstieg bei The Notwist, 1996, konsequent den eher von Rock geprägten Charme der Gruppe. Von Album zu Album gesellten sich so zunehmend mehr künstlich erschaffene Elemente zu harten Gitarrenriffs und borstigen Arrangements. Auf "Neon Golden" durchbricht jener Einfluss dann schließlich wahrnehmbar einen Schwellenwert und ergießt sich sanft über die Kompositionen des damaligen Quartetts.
"Neon Golden"
Ein leichtes Kribbeln macht sich breit, wenn "One Step Inside Doesn't Mean You Understand", der erste Track auf "Neon Golden", jenes Wunderwerk eröffnet. Stellvertretend weist das Stück in eine neue akustische Richtung, der auch die ihm nachgestellten Songs folgen werden. Deutlich vom Ballast der Vorgänger "Shrink" (1998) oder beispielsweise "12" (1995) befreit, siedelt sich "Neon Golden" in einem kargeren, aber keineswegs drögen Tonumfeld an. Wie eine schöne Blume, die erst dadurch zu blühen beginnt, wenn das Gestrüpp in ihrer nächsten Umgebung entfernt wurde. In der Folge beeindrucken Nummern wie "Pilots", das mit Banjo ausstaffierte "Trashing Days" oder "One With the Freaks" durch eine herrliche Fokussierung aufs Wesentliche. "Neon Golden" spart an Opulenz und schafft damit den Sprung in die Lo-Fi-Oberliga. Zwanglos und frei entfalten sich auch "This Room" und "Off The Rail", während "PickUp The Phone" eine neue Ära in Sachen Balladenverständnis einläutet. Ohne großes Pathos, dafür mit einer gefühlsbetonten Exaktheit, leitet der Song alle wichtigen Impulse vom Gehirn direkt an das Herz weiter.
Mit freundlicher Unterstützung von City Slang können wir euch am heutigen Gewinnspiel-Mittwoch etwas ganz Besonderes in Aussicht stellen. Und zwar verlosen wir zwei Vinyl-Exemplare von "Neon Golden". Wer davon unbedingt gern bald eins sein eigen nennen möchte, der sollte schleunigst in die Tasten hauen und uns bis spätestens kommenden Freitag, den 28.02.2014, sagen, welches sein Lieblingssong von The Notwist ist. Benutzen dürft ihr wie immer eine der beiden folgenden Möglichkeiten, um euch mitzuteilen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Ist es Funk, ist es Indie oder ist es Pop? The Asteroids Galaxy Tour zählen zu jenen musikalischen Phänomenen, die sich nicht in die klassischen Genreschubladen stecken lassen. Schon allein deshalb nicht, weil das aufgedrehte Gemüt der Frontfrau Mette Lindberg darin keinen Platz finden würde. Dieses braucht, genauso wie die Songs der dänischen Kapelle, Raum und Luft, um sich entfalten zu können. Als sie im Jahre 2009 mit ihrem Debüt "Fruit" um die Ecke gestürzt kamen, war schnell klar, dass diese Gruppe schräger Vögel anders ist als die anderen. Mit vollster Energie im Rücken gelangte das Gespann, deren Kern Mette und Lars bilden, auf geradem Weg an die Spitze der medialen Aufmerksamkeit. So kam es auch, dass ihr mehr als eingänglicher Song "Around The Bend", unser heutiger Klassiker der Woche, zur Untermalung einer iPod-Werbung genutzt wurde. Dass diese Strategie aufgehen und sich später generell als nützlicher Boost für den Karrierestart vieler Bands erweisen sollte, steht dabei in einem anderen Kapitel. Wie kam es aber nun dazu, dass ausgerechnet "Around The Bend" den Verkauf des erfolgreichsten MP3-Players aller Zeiten begleitete? Mette Lindberg erklärt das in einem Interview, bei unseren Freunden von Pink-Pong, wie folgt: "Wir haben den Song auf einen USB-Stick getan, legten diesen auf
einen Papierflieger und jener flog dann direkt in Steve Jobs
Schlafzimmer, wo er auf seinem Kopfkissen landete. Steve Jobs war
verwundert, was zur Hölle da plötzlich passiert sei, nahm den Stick und
steckte ihn anschließend in das Apple-Gerät, welches sich im Zimmer
befand. Es spielte den Song ab und er sagte sich, dass dies genau der
richtige Track für sein neustes Produkt sei."
Darf man The Notwist schon als Indie-Opas bezeichnen? Tatsächlich war es bereits im Jahre 1989 als sich drei Herren, genauer gesagt die Brüder Micha und Markus Acher sowie der Schlagzeuger Mecki Messerschmidt, in Oberbayern zusammenfanden, um gemeinsam als Schülerband, die Musikwelt zu revolutionieren. Dass das mehr als gut funktionieren würde, hätte anfangs wohl keiner so wirklich gedacht. Innerhalb weniger Jahre polierten The Notwist ihren Ruf von der gern gesehenen Regionalgröße zu einer der vielleicht wichtigsten und gefragtesten deutschen Independentbands auf. Zahlreiche Alben, manch ein Soundtrack und etliche EPs und Singles zieren den bisherigen Karriereaufstieg von The Notwist. Stilistisch starteten sie dabei anfangs mit recht harten, punkigen Nuancen, sind jedoch spätestens mit dem Release von "Neon Golden" (2002) klar im Hafen der experimentellen Indietronica-Sounds eingelaufen. Dort feiern sie seither gern opulente Feste, zu denen auch zahlreiche Fans regelmäßig ihre Lobhymnen anstimmen. Trotz einiger dezenter Personalverschiebungen und dem Ausprobieren unterschiedlicher Labels sind The Notwist auch 2014 noch immer eine feste Instanz innerhalb der Independentszene hierzulande. Ihr neues Album "Close To The Glass", welches jüngst erschienen ist, erklärt warum.
"Close To The Glass"
Mit Verweisen auf die tonale Vergangenheit und Gegenwart, aber auch einen kleinen Ausblick auf das, was uns in Zukunft vielleicht noch erwarten wird, umfasst "Close To The Glass" ein recht breites Klangspektrum. Mal reduziert und minimalistisch ("Signals", "Casino", "Run Run Run"), dann etwas opulenter und lauter ("Close To The Glass", "Seven Hour Drive") oder gar sphärisch aufgeladen, wie das dahinschwelgende "Lineri" und sein Nachfolger "They Follow Me" eindrucksvoll zur Schau stellen, bahnt sich das siebente Studioalbum von The Notwist seinen Weg. Lo-Fi, Electronica, Alternative, Pop und Ambientstrukturen wurden collagenartig zu einer Platte zusammengesetzt, die trotz ihrer Vielfalt einen recht geschlossenen Eindruck vermittelt. Da wird man bei "Into Another Tune" mit einer auditiven Ästhetik konfrontiert, die an Portisheads "The Rip" erinnert, wo man nur einen Augenblick zuvor, mit "Kong", noch dem klassischen Indierock gefrönt hat. Alles scheint möglich auf "Close To The Glass" oder ist es vielleicht sogar. Auch der Gesang von Markus Acher durchläuft, während der 12 Tracks des Albums, eine einzigartige Metamorphose. Klingt an der einen oder anderen Stelle recht klar und griffig, wie die eines Ben Gibbards, und verliert sich doch gleichzeitig zwischen Verzerrung und Verwaschenheit, beispielsweise im Song "From One Wrong Place To The Next". All die Komplimente, die "Close To The Glass" schon lange vor seiner Veröffentlichung einheimsen konnte, wurden zurecht ausgesprochen. The Notwist haben verstanden, wie sie ihr Überleben in der Musikbranche gewährleisten können. Statt alle zwei, drei Jahre Altbekanntes aufzuwärmen, nehmen sie sich bewusst die Zeit, um dann mit einem Geniestreich wie "Close To The Grass" um die Ecke zu kommen.
In uns allen steckt etwas Animalisches, eine triebgesteuerte Komponente unseres Seins, die stets auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse aus ist. Jene wilde Kreatur jagt durch das Unterbewusstsein und erbeutet dabei regelmäßig Momente puren Genusses.
Wild Beasts
Die englischen Wild Beasts, 2002 von Hayden Thorpe und Ben Little in Kendal gegründet, konnten in ihrer bisherigen Karriere einige Erfolge verzeichnen. In recht kurzen Abständen bescherten sie ihren Anhängern die Alben "Limbo, Pantho" (2008), "Two Dancers" (2009) und "Smother" (2011), welche allesamt positiv von der musikalischen Gemeinschaft aufgenommen wurden. Im Anschluss an eine ausgiebige Welttournee im Jahre 2012 flüchteten sich die akustischen Raubtiere in die mediale Versenkung, um dort erneut Kraft zu tanken und sich inspirieren zu lassen. Ergebnis des Sinnens und Reflektierens war dann schließlich einmal mehr der unstillbare Drang, erneut als Band gemeinsam aktiv werden zu wollen. Für die Arbeit an einer neuen Platte wählte die Gruppe den Blick in das Hier und Jetzt als zentrales Thema. Bei einem solchen Leitgedanken, kommt man natürlich nicht umhin, sich auch mit den neusten Techniken und Spielereien vertraut zu machen, die Kollegen und Koryphäen der Branche nutzen, um ihre Songs zu kreieren. Demnach wurde fleißig am Computer gewerkelt und gewaltet, um Geräusche und tonale Muster aus der Umgebung zu extrahieren, auf digitalen Wegen zu fixieren und mit den Ideen der vier kreativen Köpfe in Einklang zu bringen.
"Present Tense"
Mit "Present Tense", ihrem ganz eigenen Entwurf zur Gegenwartsmusik, liefern die Wild Beasts nun ein spannungsgeladenes Album, voller dramatischer Höhe- und Wendepunkte, ab. Die Vorabsingle "Wanderlust" eröffnet stimmungsgewaltig das 11 Stück starke Werk. Ausladende Synthiearrangements, knarzige Beats und die markante Falsettstimme von Sänger Haydan Thorpe wirbeln Unmengen elektrifizierten Staubes auf, der auch nach mehrmaligem Schütteln und Rütteln nicht aus dem Ohr zu kriegen ist. Im Folgenden windet sich das Pathos durch die hypnotische Dunkelheit von "Nature Boy" oder "A Dog's Life", wird von der Anmut des sonnendurchfluteten "Mecca" geblendet, dessen Refrain wie warmer Regen auf das Gemüt einprasselt, erlebt bei "Sweet Spot", wie die eigene Schwere von den Schultern fällt, und feiert bei "Past Perfect" seine Reinkarnation, auf einer von Discolichtern beschienenen Tanzfläche. Zwischen der Experimentierfreude von When Saints Go Machine, der Rhythmusvernarrtheit von Hercules And Love Affair und der Seligkeit von Anthony & The Johnsons lassen sich die Tracks der Scheibe nieder. Ist der Auftakt noch recht vital und mächtig, entzerren Stücke wie "Pregnant Pause" oder das leicht flackernde "A Simple Beautiful Truth" den Mittelteil, bevor schlussendlich "New Life" und "Palace" dem letzten Akt von "Present Tense" einen gewissen Nachdruck verleihen. "Present Tense" trifft ins Herz, zähmt die mentale Bestie, die uns zum Gefangenen unserer Selbst macht und unterrichtet uns in den Lehren der Vogelfreiheit. Eine opulente, nachhaltige Klangköstlichkeit.
Gewinnt ein CD-Exemplar von "Present Time", zur Verfügung gestellt durch Domino Deutschland, indem ihr uns bis spätestens kommenden Freitag, den 21.02.2014 verratet, welcher Song der Wild Beasts eurer bisheriger Favorit ist. Um eure Antwort kundzutun, könnt ihr eine der folgenden Möglichkeiten nutzen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Schwerenöter, Frauenversteher, Playboy. Wer selbstbewusst zum Stift greift und das Wort "Sexuality" auf eines seines Alben kritzelt, welches darüber hinaus auch noch von einem nackten Frauenkörper geziert wird, den es per Pferd zu bereiten gilt, der hat definitiv einen Ruf zu verteidigen. Sébastien Tellier, seines Zeichen französischer Sänger und Multiinstrumentalist, erschuf im Jahre 2008 eine Platte, die mit allen Wassern gewaschen ist. Die Veröffentlichung sorgte vielerorts für eine kurze Atempause, einen unterdrückten Impuls der Empörung. Stöhnende Frauenstimmen, bissige Lyrics und laszive Electronica-Arrangements waren dabei Stein des Anstoßes. Ein Schelm, wer diese Redewendung nun missverstehen will. Zusammen mit Daft Punks Guy-Manuel de Homem-Christo stürzte sich der heute 39-Jährige auf die schönste Nebensache der Welt und machte sie zum zentralen Thema seines dritten Studioalbums. Elf Songs wanken dabei lustvoll zwischen erotischem Feuerwerk und humoristischer Persiflage hin und her. Schuldig, im Sinne der Anklage. "Kilometer", einer der vielen eingängigen Tracks auf "Sexuality", avanciert im Zuge dessen zum Aushängeschild für die Leichtigkeit, mit der es Sébastien Tellier gelingt, Tabus zu brechen. Beiläufig verwandelt der skurrile Musiker geheime Gedanken zu akustischen Fantasien. Und schon wippt der Fuß im Takt der triebhafter Melodien, die Tellier selbst einmal mit intellektuellem R'n'B verglich. Das Gleichgewicht zu halten und trotz all der offensichtlichen Analogien nicht ins Vulgäre abzurutschen, bedarf nun aber einer Raffinesse, die unser Klangpfiffikus ganz offensichtlich zu besitzen scheint. Begleitet von einem heiter-sinnlichen Video, gespickt mit einer deftigen Portion Selbstironie, erstrahlt der heutige Klassiker der Woche in einem tiefroten Licht.
Mit 18 trat sie erstmals als Sängerin und Frontfrau der schwedischen Band The Cardigans in Erscheinung. Das war 1992. Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Nina Persson seitdem in der Musikbranche verbracht. Fest verwebt in die Geschichte der akustischen Strickjacken wurde die 39-Jährige zum markanten Aushängeschild einer musikalischen Ausnahmeerscheinung. The Cardigans veröffentlichten im Laufe der Jahre eine beeindruckende Diskografie, die sich auf die unterschiedlichsten klanglichen Säulen stützt. Von der retrovernarrten Ästhetik eines Albums wie "Emmerdale" (1994) über die psychedelische Electronicaverliebtheit von "Gran Tourismo" (1998) bis hin zur gesetzten Rockattitüde von "Super Extra Gravity" (2005), The Cardigans waren den aktuellen Trends immer um eine Nasenlänge voraus. Doch damit nicht genug. Neben ihrer Liebe zur Stammgruppe arbeitete Nina Persson auch immer fleißig an ihrer karrieretechnischen Unabhängigkeit. So erschienen unter dem Namen A Camp, mit dem gleichnamigen "A Camp" (2001) und "Colonia" (2009), zwei erste Alben ohne The Cardigans, dafür aber in Kooperation mit Ehemann Nathan Larsson und Songwriter Niclas Frisk. Zudem absolvierte die Frau mit der bittersüßen Reibeisenstimme zahlreiche Gastauftritte bei Projekten wie "Monsieur Gainsbourg Revisted", einer Hommage an die französische Chansonikone Serge Gainsbourg, "Dark Night Of The Soul", einem von Danger Mouse und Sparklehouse kuratierten Kollaborationswerk, und auf Alben von N.A.S.A., den Manic Street Preachers oder jüngst James Iha (Smashing Pumpkins). Heute erscheint mit "Animal Heart" ihr erstes offizielles Soloalbum.
"Animal Heart"
Kühl und statisch blickt uns eine dunkelhaarige Nina Persson von dem Cover ihrer neuen Scheibe "Animal Heart" entgegen. Wenig erinnert dabei an das breite Grinsen jener jungen Blondine, die einst die Zeilen "Love me, love me, say that you love me" im Song "Lovefool", dem kommerziell wohl erfolgreichsten Stück der Cardigans, vor sich hin trällerte. Das Älterwerden hat nicht nur Ninas Stimme zunehmend rauer und satter werden lassen, auch die Zielsetzungen und Wertvorstellungen der Schwedin haben sich im Wandel der Zeit verändert. "Animal Heart" behandelt, in der Konsequenz dessen, Themen wie Entfremdung, Reflexion, zwischenmenschliche Beziehungen und den Willen, in die Zukunft voranzuschreiten, ohne sich dabei wieder und wieder umblicken zu müssen. Wie ein Blitzschlag, der von einer Sekunde auf die nächste ein loderndes Feuer entzündet, eröffnet der titelgebende Track "Animal Heart" die Platte. Eindrucksvoll entfaltet sich eine Nummer, die zwischen adulter Tragik und synthielastiger Sensibilität einen leichtfüßigen Tanz aufführt. Einen besseren Einstieg hätte Nina Persson für ihr Solowerk nicht finden können. Im Folgenden legt die Mutter eines Sohnes dann eindrucksvoll dar, dass sie auch ohne die vier Männer, die ihr sonst bei The Cardigans stets zur Seite standen, akustisch brillieren kann. Ob "Burning Bridges For Fuel", "Dreaming Of Houses", "Jungle" oder "Catch Me Cryin'", den 12 Tracks auf "Animal Heart" wohnt eine unheimliche Präsenz inne. Verortet in Stilen wie Retro Pop, beschwingtem Alternative Country oder geschmeidigem Rock glänzen Tracks wie das lange nachhallende "Food For The Beast" als fulminante Kometen am Songrwriterhimmel. Nachdem auch das letzte Stück, das gediegene "This Is Heavy Metal" verklungen ist, bleibt festzuhalten, dass "Animal Heart" die Emanzipation einer Frau dokumentiert, deren Überlebenschancen in der Branche viele kritische Gemüter Anfang der Neunziger als eher niedrig eingeschätzt haben.
Seinem eigenen Geschmack zu folgen, ohne diesen wieder und wieder infrage zu stellen, kann ein riskantes Unterfangen sein. Dass die beschriebene Devise aber auch zum festen Fundament für eines der beständigsten und qualitativ hochwertigsten deutschen Musiklabels werden konnte, beweist die Erfolgsgeschichte von Morr Music. Seit seinen fast 15 Jahren steht das Unternehmen, welche sich auf die akustischen Präferenzen von Thomas Morr stützt und verlässt, für eine beeindruckende Auswahl an Künstlern aus den Bereichen Indietronica, Shoegaze und Dream Pop. Wer das kritische Gehör des Big Bosses dabei einmal von sich zu überzeugen wusste, der findet unter dem Dach des Labels schnell ein dankbares, freundliches Zuhause. Diese Erfahrung durfte auch der Belgier Dieter Sermeus machen, als er im Jahre 2004 seinen Vertrag bei Morr Music unterschrieb. Seitdem veröffentlichte der Musiker mit seiner Band The Go Find ganze vier Alben bei der Berliner Plattenfirma. Das neuste Werk trägt den Titel "Brand New Love" und ist eine Hommage an die Vollmundigkeit der Synthiesounds.
"Brand New Love"
Eine neue Liebe kann vieles sein. Ob die Zuneigung zu einer Person, die Faszination gegenüber einer Kunstform oder einfach das Gefühl, das sich dann und wann langsam vom Magen über den ganzen Körper ausbreitet und schließlich die Gedanken zur Schwerelosigkeit antreibt. Nichts hinterlässt einen bleibenderen Eindruck als eine aufkeimende Herzenswärme. Und genau jene schenkt uns "Brand New Love" von The Go Find. Mit einem elektrifizierten Erfinderreichtum, den man sonst vielleicht an Metronomy schätzt, der Emotionalität eines Klangfilous wie Sébastien Tellier und einem satten Charme, der hier und da an The Postal Service erinnert, wissen die zehn neuen Kompositionen von The Go Find zu überzeugen. Im Hintergrund klingen sanft Referenzen zu Marvin Gayes "Sexual Healing" oder auch Roxy Musics "Avalon" an, während Songs namens "We Run", "We Promised Together" oder "Japan" wie seichte Wellen auf einen Strand zulaufen. Eine authentische Romantik, verbunden mit Höhen und Tiefen, größter Euphorie und kribbelnder Verwirrung, durchzieht "On The Rebound" oder den Opener "Jungle Heart". "Brand New Love" geschieht. Die Platte zieht einen unmittelbar in ihren Bann und lässt so schnell nicht mehr los. Wickelt sich um jede einzelne synaptische Bahn und taucht sie in warmes, gedämpftes Licht. Willenlos lässt man sich davontragen in eine wundersame Parallelwelt, in der ein Stück wie "The Lobby" gleichsam die Spitze der eigenen Bedürfnispyramide darstellt.
Wer nun auch einmal mit Haut und Haar der vorgestellten Platte verfallen will, der sollte an der heutigen Verlosung teilnehmen. Mit Unterstützung von Morr Music werfen wir ein CD-Exemplar von The Go Finds "Brand New Love" in den Ring, um das es zu kämpfen gilt. Welcher Moment bescherte euch in der letzten Zeit ein wohliges Kribbeln im Bauch? Verratet es uns bis spätestens kommenden Freitag, den 14.02.2014, über einen der beiden folgenden Wege und geht somit in das Rennen um jenes vor Zuneigung und Herzlichkeit strotzendes Album.
Berlin - Anziehungspunkt postmodernen Kunstgeschehens. Alles scharrt mit den Hufen, während S- und U-Bahnen über die Gleise preschen, der Fernsehturm sein Signal ekstatisch in die Luft entsendet, unter der Kuppel des Reichtags schwerwiegende Entscheidungen gefällt werden, der Potsdamer Platz von Menschenmassen durchströmt wird und die Quadriga auf dem Brandenburger Tor hoffnungsvoll über der ihr zu Fuße liegenden urbanen Szenerie thront. Geborgen, im Schutze kühlen Betons und geschichtsträchtiger Gemäuer, hat sich in den letzten Jahren eine musikalische Szene herausgebildet, die weltweit ihresgleichen sucht. Es gibt fast nichts, was es nicht gibt unter all den kreativen Köpfen, die die Spreemetropole zu ihren Kindern zählt. Vielfalt wird groß geschrieben und so kann es dann und wann geschehen, dass ungeahnte Überraschungserfolge die Luft der niemals ruhenden Großstadt zum Knistern bringen. So geschehen im Jahre 2008. Nachdem ihr von Art Rock, Techno und Glitch beeinflusstes Debütalbum "No More Wars" (2007) noch als echter Insidertipp unter den trendigsten aller Hipster gehandelt wurde, führte bereits der Nachfolger "Next Time" zu einer kleinen Revolution im Berliner Nachtleben. Plötzlich tanzten da Beatfanatiker und Melodieliebhaber auf einer Tanzfläche. Feierten die Fusion ihrer Klanguniversen unter einer gemeinsamen Fahne und ließen ihre Muskeln im entschleunigten Up-Tempo-Takt von Songs wie dem markanten "I Like Holden Caulfield", unserem heutigen Klassiker der Woche, zucken. Das Trio Bodi Bill zählt zu einer neuen Riege von Querdenkern. Fabian Fenk, Anton Feist und Alex Stolze folgen bei der Konstruktion ihrer Tracks den eigenen auditiven Präferenzen, ungeachtet jedweder Trends oder vermeintlicher Gesetzmäßigkeiten. Beiläufig stiegen sie dadurch zu Pionieren einer neuen Bewegung auf und stützen die zunehmend im Wandel begriffene Indietronica-Szene.
Bombay Bicycle Club gehören zu Londons erfolgreichsten Indierock-Exportschlagern. In den letzten Jahren kämpfte sich das Quartett aus dem dunklen Underground bis in das gleißende Licht der Musikbranche, ohne dabei jedoch die geringste Verbiegung vollziehen zu müssen. Stets folgten
Jack Steadman, Jamie MacColl, Suren de Saram und Ed Nash uneingeschränkt ihren akustischen Vorlieben und dem festen Willen, die tonale Experimentierfreudigkeit bis an die Grenzen des eigenen Horizonts und weit darüber hinausführen zu wollen. Entstanden sind so drei Alben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen das rockige "I Had The blues But I Shook Them Loose" (2009), das mit "Always Like This" gleichsam den Durchbruch der Band bedeutete, dann wiederum auch die reduzierte Folk-Platte "Flaws" (2010) und das sanft elektrifizierte "A Different Kind Of Fix" (2011). Umgeben von einer strahlenden Aura unbändiger Originalität stiegen Bombay Bicycle Club rasch in die oberste Liga der Independentszene auf und sind seitdem geschätzt unter Kollegen, Kritikern und Hörern. Mit ihrem vierten Werk, dem Neuling "So Long, See You Tomorrow", lassen uns Bombay Bicycle Club nun einmal mehr durch ihr auditives Kaleidoskop blicken, in dem uns völlig ungeahnte Facetten erwarten, die mit einer beachtlichen Selbstverständlichkeit enthüllt werden.
"So Long, See You Tomorrow"
Von London, über die Türkei, bis nach Tokyo zog es Jack Steadman, Sänger und Kopf der Band, während des Entstehungsprozesses von "So Long, See You Tomorrow". Dabei hafteten sich die verschiedensten Eindrücke an die Songskizzen für das neue Album, sodass dieses nun wie eine bunte Reise um die Welt klingt. Die Kompassnadel dabei immer gen Osten gerichtet. Schon der Opener "Overdone" beleuchtet so gleichsam Orient und Okzident. Bombay Bicycle Club klingen vollmundiger und diffuser als je zuvor. Die Fusion aus hartem Rock und fernöstlichem Einschlag zieht umgehend die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich und begeistert durch ihren ganz eigenwilligen Charakter. Zudem startet in jenem Moment ein Loop, der die Platte von der ersten bis zur letzten Sekunde begleiten wird und somit das schillernde Melodiekontinuum einrahmt. Getrieben vom Beat geht es entlang der Tracks "It's Allright Now", "Carry Me" und dem fast schon an die Electronica-Virtuosität von Passion Pit erinnernden "Home By Now". All jenen Stücken leiht dabei eine altbekannte Wegbegleiterin ihre Stimme, ob im Background oder an der Seite des androgynen Gesangs Steadmans. Lucy Rose ist nämlich auch bei "So Long, See You Tomorrow" wieder mit an Bord und segelt mit ihren Jungs durch alle sieben Klangozeane. Etwas stiller und getragener wird es schließlich bei "Whenever, Wherever". Auf halber Strecke darf hier eine kleine Rast eingelegt werden, bevor "Luna" den Puls erneut antreibt. Wenn auch nur für einen Augenblick, denn mit "Eyes Off You" beweisen Bombay Bicycle Club, dass sie vor allem ein großes Talent für die Komposition gefühlsbetonter Balladen besitzen. Ihrem Namen alle Ehre macht die innovative Kapelle, wenn sie geschickt ein Bollywood-Sample in den Song "Feel" einweben. Man sieht förmlich die Bauchtänzerin vor dem inneren Auge, im Takt der Musik, ihre Hüften schwingen, während ein dichter Nebel aufzieht und das ausladende "Come To" einleitet. "So Long, See You Tomorrow" beendet zu guter Letzt behutsam eine Platte, die das hält, was ihr großartiges Cover verspricht. Nämlich einen Trip durch die Vielfalt des kollektiven, farbenfrohen Harmonievermächtnisses. Kaum zu glauben, dass die Mitglieder Bombay Bicycle Clubs alle erst Anfang zwanzig sind, so ausgepfeilt, so reif ihr Sound doch scheint.
Der Blick schweift gen Himmel. Langsam ziehen sie vorbei. Mal aufgetürmt und riesig, dann wieder fetzenartig und nahezu verschwindend. Ob weiß, grau oder blau, sämtliche Farbtöne scheinen sich in ihnen zu vereinen, während das Licht sich in ihren Rundungen bricht und vergebens versucht, durch ihre transzendenten Erscheinungen zu dringen. Der Erde schenken sie Schatten, Regen oder Schnee. Faszinierend, diese Gebilde aus Wassertröpfchen und Eiskristallen. Einmal Herr über das Wolkenreich sein, wie schön das wohl wäre? Genüsslich könnte man Schäfchen-, Feder-, Schleier-, Schicht- oder Haufenwolken formen und somit den Menschen die Vorlagen für ihre Assoziationsspiele bieten. Manch ein Bewunderer entdeckt so vielleicht ein wildes Tier in den luftigen Himmelskörpern, wohingegen ein anderer ein sich liebendes Paar sieht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Kaum etwas beflügelt unsere Vorstellungskraft mehr als die sanfte Decke, die täglich über unsere Köpfe hinwegrollt. Nun, kaum etwas, außer der Musik vielleicht. Wer einmal den Klängen der Australier von Cloud Control gelauscht hat, der merkt schnell, wie unmittelbar man zwischen Strophe und Refrain, zwischen Auf und Ab, zwischen Harmonie und Takt in ein Reich aus Fiktion und Traum entrinnt.
"Dream Cave"
Auf ihrem zweiten Album, das den wundervollen Titel "Dream Cave" trägt, führen uns Alister Wright, Heidi Lenffer, Ulrich Lenffer und Jeremy Kelshaw behutsam entlang eines selten zuvor bewanderten akustischen Pfades. Auf eben diesem begegnen dem Hörer mannigfaltige Einflüsse aus Dream Pop, Folk, Psychedelic Rock oder Shoegaze. Klingen bei "Promises" Nuancen an, die man Bands wie den Doors oder den Foo Fighters zuordnen könnte, sind es bei "Scar" schon modernere Akzente à la Arcade Fire oder Alberta Cross. "Dream Cave" bildet, mit seinen 11 Tracks, ein recht unkonventionelles Klangspektrum ab. Dieses zu erkunden und gleichzeitig in den unterschiedlichsten Melodien zu baden, bereitet unheimlich viel Freude. Wer eine gewisse Aufgeschlossenheit mitbringt und auditiven Experimenten gegenüber keine Angst hat, der bleibt schon nach dem ersten Hördurchgang mit einem wohligen Gefühl in der Magengegend zurück. Begründet ist dies in Songs wie "Scream Wave", das von einem jauchzenden Konservendosencharme geprägt ist, dem fast trip-hop-artigen "Tombstone" oder auch den frischen Kanongesängen bei "Happy Birthday". Cloud Control besetzen eine musikalische Nische, in der noch Luft zum Atmen ist, deren Mitgliederanzahl noch überschaubar und deren Karma noch unausgeschlachtet ist.
Da heute Gewinnspiel-Mittwoch ist, könnt ihr nun abschließend ein CD-Exemplar von Cloud Controls "Dream Cave" ergattern, das uns das Label PIAS zur Verfügung gestellt hat. Alles, was ihr dafür tun müsst, ist aus dem Fenster zu schauen und uns zu verraten, woran euch die erste Wolke erinnert, die ihr erblickt. Unter allen kreativen Antworten, die bis einschließlich kommenden Freitag, den 07.02.2013, bei uns eingegangen sind, wird unsere Losfee dann schließlich zufällig einen Glückspils ziehen, der sich über das besagte Album freuen darf. Teilnehmen könnt ihr über die bekannten Wege.
Er ist DJ, Musiker und Produzent. Der Däne Anders Trentemøller ist
vielseitig. Neben seiner sehr erfolgreichen Solokarriere widmete er
sich 2011 ausgiebig der Band Darkness Falls. Deren
Mitglieder Ina Lindgreen und Josephine Philip erweckten mit Trentemøllers Hilfe ihr Debütalbum "Alive In Us" zum Leben. Entstanden
ist eine Postpunk-Platte, die ihresgleichen sucht. Ungeschlagen
vermittelt dabei "The Void" eine verträumt düstere Atmosphäre. Nordische Schwermut meets urbane Beatvernarrtheit. Während die Füße hin- und herzutippen beginnen und sich die Arme schlangenartig durch die Luft bewegen, stürzen die Gedanken in die Tiefen der Trostlosigkeit und der Herzschlag verringert seine Frequenz. Eine Fensterscheibe, an die der kalte stürmische Wind von außen und die wohlig warme Hitze aus dem Kamin von innen prallen, das ist der Ort, an dem Darkness Falls Melodien zuhause sind. Und wenn dann das musikalische Kondenswasser am Glas herunterrinnt, gilt es jeden einzelnen Tropfen mit den Fasern des eigenen Verstandes aufzusaugen.