Mittwoch, 30. Oktober 2013

Gewinnspiel: 4 Guys From The Future "Adagio"

4 Guys From The Future
Fluch und Segen. Als Musikredakteur darfst du einige Privilegien genießen, die das Leben sehr angenehm machen können. So bekommst du beispielsweise regelmäßig und oft noch vor allen anderen, jene Erzeugnisse zum Begutachten vorgelegt, die zahlreiche Künstler kurz darauf in die große weite Welt entlassen wollen. Doch liegt eben auch genau darin manchmal das Problem unserer Arbeit. Wenn es überall "Hier! Hier!" schreit, dir jeder "The Next Best Thing" nahelegen will, dein Mailpostfach vor Newslettern aus allen Nähten zu platzen scheint und du die Flut an Hörproben, die dich erreicht, gar nicht mehr bewältigen kannst, dann wünschst du dir nur allzu oft einen Buzzer, den du drücken kannst, damit die Zeit kurzfristig gefriert. Stop. Ruhe. Aus. Vor einigen Wochen erreichte uns eine Nachricht, die von der geplanten Veröffentlichung einer dänischen Herrenkapelle kündete, die den eigenwilligen Namen 4 Guys From The Future trägt. Wie üblich sollte ein kurzer Klick auf das angehängte Video Aufschluss darüber geben, ob es sich lohnen würde, sich näher mit jener Empfehlung zu beschäftigen. Fünf bis sechs Sekunden können dabei über Erfolg oder Niederlage entscheiden. Und dann geschah es. Ganz plötzlich, unverhofft. Es funkte. Es funkte derartig, dass jegliche Synapsen fast durchzubrennen drohten. Sofort begannen die Endorphine sprudelnd und ungebremst du den Körper zu rasen auf dem Gesicht zog sich ein Lächeln derartig breit, dass es schon fast schmerzte. Dieser Track war unglaublich!

"Adagio"
"Nothing To Say" heißt jenes Stück, dass bei "Einen hab ich noch..." einschlug wie eine Bombe. Seitdem irren wir durch den von der Detonation hinterlassenen Krater, springen zwischen Bergen aus Schutt umher und erfreuen uns, die Hände in die Luft reißend, an der Großartigkeit einer extrem gelungenen Platte. "Adagio" ist das zweite Album der 4 Guys From The Future. Ein zukunftsweisendes und doch auch sehr reflektiertes, zurückblickendes Werk. Bjarke Porsmose, Mads Brinch Nielsen, Rasmus Valldorf und Tobias Mynborg bewegen sich dabei auf einem musikalischen Kontinuum, das vom Mastermind Damon Albarn und den famosen Grizzly Bear über die Belgier Balthazar bis hin zu den Beatles reicht. Mit einer ganz eigenen, kargen und doch durch viele Synthietupfer erhellten Soundästhetik werden Tracks wie der Opener "You Don't Know What Your Doing" zu bemerkenswerten Zeugnissen eines sehr ausgeprägten Ideenreichtums. 4 Guys From The Future haben die Segel gesetzt, um über ein stürmisches Meer aus elektronischen Klängen zu schiffen. Dass sie dabei gern den Kurs wechseln, zeigt die Bandbreite, die "Adagio" zu bieten hat. Mal atmet die Platte schwer und tief auf ("B.T.G.T.K No Poem"), dann malt sie genüsslich bunte Teenage-Retro-Mandalas ("Skin On Fire"), bis schließlich bei "Corruption" das melodiöse Erbe des Progressive Rocks entfesselt wird, welches sich schreiend und fauchend seinen Weg bahnt. "No Morning Comes" lädt zu einem verführerischen Tango ein, den man, aufgrund seines morbiden Charmes, allerdings am besten auf einem Friedhof tanzt, wohingegen "Beauty Hides In Everyone" als morgendlicher Sonnenaufgang erstrahlt, zu dem die Vögel zwitschern. Wenn "Signposts" dann melancholisch flüsternd aus der Dunkelheit erschallt, wird dem Hörer jedoch schmerzlich bewusst, dass das Ende von "Adagio" bevorsteht. In der Tat lässt "End Of The Future" kurz darauf die Platte verklingen. Der neunte und finale Track plätschert unheilvoll vor sich hin und erfährt erst in seinen letzten Sekunden die tonale Erlösung. Obwohl der Begriff adagio eigentlich für ein recht langsames, ruhiges Tempo innerhalb der Musik steht, gelingt es den 4 Guys From The Future auf dem gleichnamigen Album mit Leichtigkeit für Spannungen und hektisch flimmernde Momente zu sorgen.

 

Wie glücklich darf man im Nachhinein sein, sich diese Platte genauer zu Gemüte geführt zu haben? "Adagio" zählt definitiv zu den musikalischen Highlights des Jahres. Und wer sich davon gern einmal selbst überzeugen will, dem bieten wir, mit freundlicher Unterstützung von Nordic By Nature, nun eine einzigartige Chance. Gewinnt mit etwas Glück ein Vinyl-Exemplar des neuen Albums von 4 Guys From The Future. Und zwar müsst ihr uns dafür nur kurz verraten, was ihr über die Hörprobe "Nothing To Say" denkt. Bis kommenden Freitag, den 01.11.2013, lassen wir euch Zeit dazu. Mitmachen könnt ihr über die bekannten Wege.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 30.10.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "4 Guys From The Future" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Ahoi!

Weitere Infos zu 4 Guys From The Future gibt es unter:
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Montag, 28. Oktober 2013

Klassiker der Woche Nr. 75

The xx
2009 kommen ein paar Teenager aus dem Londoner Stadtteil Putney daher und meinen, dass ihr Debütalbum "xx" gut genug sei, um es mit den Werken gestandener und erfolgsverwöhnter Indiegrößen aufnehmen zu können. Schwarz gekleidet und mit zahlreichen Kettchen behangen, wirken Romy Madley Croft, Oliver Sim und Jamie Smith jedoch keineswegs wie angehende Rockstars. Sie verkörpern vielmehr das Bild jener depressiven Jugend, die nach dem öden Schulalltag, ihre Zeit am liebsten auf den Straßen der Großstädte verbringt. Treibend und ohne dabei auch nur die geringste Anstrengung in eine Perspektivsuche für die eigene Zukunft zu investieren. Doch wie kann man sich täuschen. The xx, so der Name des Trios, haben ein extrem effektives As im Ärmel, nämlich ihr Talent. In einer Zeit, in der überall die Regler hochgefahren werden und die Effekthascherei zum täglichen Brot innerhalb der Branche gerät, nutzen die drei Heranwachsenden ihre sichtliche Gelassenheit, um auch auf klanglicher Ebene die unnötige Hektik zu unterwandern. Einzig und allein mit E-Gitarren, Drummachine und zwei unheimlich charismatischen Stimmen bewaffnet, setzen The xx zum Siegeszug an. Langsam wird das neue Schnell, Reduziert das neue Üppig. Und das alles nur, weil The xx den Nerv einer Generation von Konsumenten getroffen haben, welche dringend nach einer Pause von all der Hast und Getriebenheit um sich herum verlangt. Entschleunigung. Plötzlich laufen in den überfüllten Clubs Europas jene Tracks, die man zuvor noch mit dem Stempel "untanzbar" versehen hätte. Ein neuer Begriff von Ästhetik schleicht sich in das musikalische Verständnis vieler Menschen ein und gibt neuen, festen Halt in der ständig dem Abgrund nahen Realität. Dies gilt auch für "Islands", unseren heutigen Klassiker der Woche. Mit seiner zurückgenommenen Grazie wird der Track zu einem Lovesong, wie ihn die Welt zuvor noch nicht erlebt hat.



Sonntag, 27. Oktober 2013

Album-Vorstellung: Arcade Fire "Reflektor"

Darauf haben viele Menschen lange gewartet. Nachdem Arcade Fires "The Suburbs" 2010 zum absoluten Publikumsmagneten avancierte und der Band neben unbändiger Aufmerksamkeit auch zahlreiche Preise einbrachte, meldet sich das achtköpfige Gespann aus Kanada nun mit dem nächsten Geniestreich zurück. Und das ist nicht einfach nur eine weitere Platte, nein, es ist ein vollgepacktes Doppelalbum, das sich anschickt, Disco, Rock und Folklore in einem Wirrwarr aus moderner Popmusik zu vereinen. Wie erfahrene Geheimniskrämer schafften es Arcade Fire dabei bis zum letzten Tag vor der Veröffentlichung ihres "Reflektor", wie die neue Scheibe heißt, kaum Informationen aus ihrer Mitte an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Gut geschützt versteckte sich die Truppe um Win Butler und seine Frau Régine Chassagne unter einem Mantel des Schweigens, der jedoch zunehmend von Gerüchten und Spekulationen belagert und beschichtet wurde. Am Freitag, den 25.10.2013, warfen Arcade Fire das schützende Gewand nun schließlich von sich, sodass der Pulk an Neugierigen endlich wieder einen Blick auf jene Rockkapelle werfen durfte, deren Mitglieder definitiv zu den begabtesten und innovativsten Musikern unserer Zeit zählen.

Den Song "Reflektor" erwählten Arcade Fire vor einigen Wochen, um ihn als Vorboten für das gleichnamige Album an ihre Anhänger zu entsenden. Der kleine Vorgeschmack führte dabei zu sehr unterschiedlichen Reaktionen. Hartgesottene Fans warf das elektrifizierte Stück teilweise gar völlig aus der Bahn. Was ist passiert? "Reflektor" ließ beim ersten Hören hier und da die Angst aufkommen, dass sich die Artrocker aus Montreal, nach Jahren der beherzten Reise entlang einzigartiger Soundlandschaften, nun final vielleicht doch jenem Horizont angenähert haben könnten, der zuvor schon einige andere Gruppen, man denke da beispielsweise an die Kings Of Leon oder das Punkespann Gossip, für immer verschlungen hat. Sollte es tatsächlich an der Zeit sein, dass auch Arcade Fire den Zenit ihres Independetdaseins ereicht hatten und nun der nicht umkehrbare Durchbruch hin zum Mainstream drohte? Nein! Denn wenn man sich genauer anschaut, wer die Band bei ihrer Experimentierfreude in Richtung Electronica unterstützte, dann kann man beruhigt aufatmen. James Murphy, das Gesicht hinter dem LCD Soundsystem, ist es nämlich, der Arcade Fire hier behutsam die Hände reicht. Murphy ist von jeher auch als erfolgreicher Produzent bekannt, der sich über die Licht- und Schattenseiten der elektronischen Genres sehr genau bewusst ist und schon erfolgreich als Wegbereiter für Rockerkollegen wie die Yeah Yeah Yeahs fungierte. Wenn sich dann zudem auch noch David Bowie auf ein Gastspiel bei "Reflektor" einlässt, dann sollte das auch dem letzten Zweifler den wütenden Wind aus den Segeln nehmen. Immerhin wollte das Rockurgestein den Song sogar ganz für sich beanspruchen, was Arcade Fire jedoch mit einem Lächeln abwinkten.



Was offeriert uns denn der Rest des Albums? Eine Menge! Die Ansammlung musikalischer Einflüsse ist auch auf dem 13 Stück starken Doppelalbum "Reflektor" an Vielfalt kaum zu übertreffen. Ganz wie man es von Arcade Fire gewohnt ist. Ertönt im Hintergrund von "We Exist" noch ein an Madonnas "Like A Virgin" erinnernder Eighties-Beat, beschwört der Nachfolger "Flashbulb Eyes" im nächsten Moment eher den Plastic Beach der ebenfalls von Murphy produzierten Gorillaz herauf.
Reflektor
Mit dem Charme des Inselstaat Haitis versehen, welcher nicht nur durch Régine einen festen Platz im Herzen der Band gefunden hat, tänzelt "Here Comes The Nightime" durch die Nacht, während "Here Comes The Nightime II" später auf mysteriöse Art und Weise den zweiten Teil von "Reflektor" eröffnen wird. Zuvor bildet "Normal Person" aber noch genüsslich die Atmosphäre eines kleinen Nachtclubs ab, bei dem der Whiskey über den Tresen fließt und der Rauch zahlreicher Zigarren durch heftige Vibrationen aus knarrenden Lautsprechern erschüttert wird. Ein Stimmengewirr untermalt die Szenerie und vor dem mentalen Auge sieht man die gefeierte Liveband Arcade Fire, die die Stimmung in dem urigen Etablisment zum Brodeln bringt. Das setzt sich, angefeuert von dem Ausruf "We have fabulous music from the fantastic Arcade Fire", dann auch bei "You Already Know", einem countryesken Stück voller Lebensfreude, fort, bis schließlich kurzzeitig der Punk erklingt. "Joan Of Arc" beendet gewaltig den Auftakt von "Reflektor". Es handelt sich dabei um eine dieser pathoslastigen Hymnen, die charakteristisch für Arcade Fire sind und ihnen jenen göttlichen Anstrich verleihen, als thronten sie völlig ungerührt über dem irdischen Geschehen.


Vollgepackt mit feinsten, bewegenden Melodien geht es in die Verlängerung. Die zweite Hälfte von "Reflektor" bietet mit dem bereits erwähnten "Here Comes The Nightime II" und seinen Gefährten, ein grandioses Finale. Orpheus war es, der einst als Einziger die Macht besessen hatte, in die Unterwelt zu reisen und dort seine verschiedene Eurydike aus den Fängen des Todes zu entreißen. Die Wächter über das Leben waren derartig angerührt von den musikalischen Liebesbekundungen des Sängers und Dichters, dass sie ihm weitere Jahre mit seiner Angebeteten schenkten. Von jener rührenden Geschichte inspiriert, verzaubern "Awful Sounds (Oh Eurydice)" und "It's Never Over (Hey Orpheus)" den Hörer mit ihrem mythologischen, zarten Esprit. Entgegen seines provokanten und plakativen Titels hält auch der Track "Porno" eine unheimliche lyrische Tiefe bereit. Hinzu kommt eine infizierende Bassline, die sich um knisternde Percussions und wabbernde Synthiefetzen schlingt. Großartig! "Afterlife" und sein morbider Charme bereiten dann auf das sich langsam ankündigende Ende des 73minütigen Spektakels vor. In der Ferne verhallen die Gesänge und wieder ist da dieses weitschweifige Gemüt gegenwärtig, das Arcade Fire aus jedweden geltenden Gesetzten innerhalb der Musikbranche zu lösen vermag. Was sie anfassen wird zu purem Gold. Wir erleben eine Band, deren Einzigartigkeit ein echtes Phänomen zu sein scheint. Und wenn dann "Supersymmetry" in der Unendlichkeit verklingt, bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wird dieser Feuerbogen jemals erlischen?



Mittwoch, 23. Oktober 2013

Gewinnspiel: Peter Piek

Diese Wand braucht einen Hingucker! Wer beim täglichen Gang durch das eigene Zimmer, den Korridor oder die Küche bereits öfter in jene Gedankenfalle getappt ist, während er auf eine kalkweiße, verputzte Mauer blickte, dem möchten wir mit dem heutigen Gewinnspiel-Beitrag eine Fluchtmöglichkeit aus jener, sich stets wiederholenden, Mental-Spirale bieten. Zwei Wochen ist es her, da stellten unsere Freunde von Kultmucke, in einem ihrer exzellenten "Kultverdächtig"-Features, das Leipziger Allerlei, nein genauer gesagt, den sächsischen Multidimensionskünstler Peter Piek ausführlich vor. Der 1983 geborene Sänger, Maler und Schriftsteller durchdringt mit seiner Schaffenskraft nahezu alle Ebenen der expressiven Kunst. Unzählige Bilder und Grafiken, drei recht unterschiedliche Alben und mehrere Texte zieren so seinen bisherigen Weg. Wie ein sprudelnder Vulkan überflutet Piek den Markt mit seinen Erzeugnissen, wo vor allem diejenigen, die der Experimentierfreude generell nicht abgewandt sind, erwartungsvoll ihrem Schicksal entgegenblicken. Peter Piek wird euch begeistern!



Zwei handsignierte Poster zu Peter Piek aktuellem Album "Cut Out The Dying Stuff" gibt es nun abschließend bei uns zu ergattern. Damit könnt ihr endlich die große Leere füllen, die sich zwischen Kleiderschrank und Hoffenster festgesetzt hat. Oder gibt es einen anderen Ort, den ihr stattdessen für das Plakat finden wollen würdet? Verratet es uns dies bis spätestens kommenden Freitag, den 25.10.2013, und gelangt dadurch in die Lostrommel, aus der am Wochenende die Gewinner gezogen werden. Wie immer stehen euch zwei Wege zur Teilnahme zur Verfügung.


Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 23.10.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Peter Piek" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Wir wünschen viel Spaß!

Weitere Infos zu Peter Piek gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Kultverdächtig-Feature

Montag, 21. Oktober 2013

Klassiker der Woche Nr. 74

Adele
Mittlerweile ist Adele Laurie Blue Adkins wohl fast jedem ein Begriff. Nachdem sie 2006 ihr Studium an der renommierten BRIT School for Performing Arts abschloss, empfing der britische Musikmarkt sein Gesangswunderkind Adele mit mehr als offenen Armen. Zahlreiche Auftritte in Fernsehshows und ein sehr geschätztes Debütalbum machten die charismatische Singer Songwriterin schnell auch weit über die Grenzen Groß Britanniens bekannt. Heute können sich viele Hörer die bluesige Stimme und die emotionsgeladenen Songs der Engländerin wohl kaum noch aus ihrem CD-Regal wegdenken. Etliche Preise untermauern dabei jene einzigartige Erfolgsgeschichte. Neben vielen anderen Auszeichnungen zieren so ganze neun Grammys, ein Golden Globe und sogar ein Oscar für den besten Filmsong ("Skyfall") den steilen Karriereaufstieg der Miss Adkins. Auf ihrem Erstlingswerk "19" versammelt Adele eine großartige Auswahl herzzerreißender Tracks, die allesamt unter die Haut gehen. "Hometown Glory" beispielsweise beschreibt jene starke Vertrautheit, die nur dann aufzukommen vermag, wenn man sich mit Haut und Haar zuhause fühlt. Wenn man durch jene Orte schreitet, an denen in jeder Ecke eine Erinnerung zu lauern scheint. Tief in uns verwurzelt wird die eigene Heimat somit zu einem Teil unserer Persönlichkeit, zu einem Stück dessen, was uns definiert.



Freitag, 18. Oktober 2013

Album-Vorstellung: Polly Scattergood "Arrows"

Polly Scattergood
Gut Ding will Weile haben. So auch im Fall der Sängerin Polly Scattergood. Für Mitte Juni war der Release ihres zweiten Albums "Arrows" ursprünglich angesetzt, doch aus zahlreichen Gründen verschob sich dieser terminlich mehrfach nach hinten. Bis heute. Denn Freitag, der 18.10.2013, ist das Datum, an dem "Arrows" dem Publikum hierzulande endlich vorgestellt werden darf. Wir von "Einen hab ich noch..." haben schon lange darauf gewartet, euch von diesem Schmuckstück moderner Popmusik berichten zu dürfen, läuft das Album doch bereits seit Mai in unserer Redaktion rauf und runter. Umso ausführlicher konnten wir uns demnach mit den zehn Stücken der Platte auseinandersetzen, die es im Folgenden genauer zu betrachten gilt. Doch zuvor seien euch natürlich noch ein paar Informationen zu der 1987 geborenen Scattergood verraten, die mit ihren blonden Haaren und den großen, strahlenden Rehaugen das Bild infantiler Zerbrechlichkeit in neue Dimensionen hebt. Es war im Jahre 2009 als ihr selbst betiteltes Debüt "Polly Scattergood" erschien. Dies geschah allerdings nur in ihrer Heimat England und den Vereinigten Staaten. Dort als Geheimtipp gehandelt, war es jedoch nur eine Sache der Zeit, bis auch die stets musikinteressierten Deutschen Wind von dem aufstrebenden Nachwuchstalent bekommen. Was echte Musikkenner schon lange wussten, soll mit der Veröffentlichung von "Arrows" nun auch einer breiteren Masse verkündet werden: Polly Scattergood verleiht dem Pop einen neuen Anstrich.

Anfang des Jahres setzte Polly Scattergood einen, mit Lampe bestückten, Tisch in Flammen und ließ diesen eindrucksvoll vor der Kamera verbrennen. Im Hintergrund erklang der süßliche Sprechgesang der Songwriterin. Das Promovideo, geheimnisvoll und anziehend zugleich, war der Vorbote für jenes Album, mit dem Scattergood nun den internationalen Durchbruch wagen will.



Auf "Arrows" beweist die von Kritikern bereits hochgelobte Polly Scattergood, dass eine Platte durchaus einen roten Faden besitzen kann, ohne dabei auch nur ein einziges Mal in die gefürchtete Wiederholungsschleife zu geraten. Kein Track gleicht dem andern und so durchläuft das Album einen stetigen Wandel, der von fragilem Seelenschmerz bis hin zur blanken Euphorie reicht. A cappella beginnt "Cocoon", das Eröffnungsstück auf "Arrows", bevor sich sanfte Beats zu dem markanten Gesang Polly Scattergoods gesellen. Der Song berührt, ohne dabei ein Gefühl von Gekünstelheit zu hinterlassen.
"Arrows"
Das Spiel mit den Emotionen beherrscht die Songwriterin nahezu perfekt. "Falling" beispielsweise nimmt an Fahrt auf und katapultiert das Gehör in ein undurchdringliches Dickicht aus schweren Synthiesounds, in dem sich die Gedanken wie in einem Traumfänger verheddern. Erst "Machines" bietet dann die Flucht in ein gleißendes weißes Licht. Dass sie auch Geschichten erzählen kann, zeigt Polly Scattergood mit "Disco Damaged Kid", einem Song, der beschwingt zwischen Ballade und Up-Tempo-Nummer dahintänzelt und somit auch akustisch genau das symbolisiert, was die Lyrics dem Hörer zu sagen versuchen. Etwas epischer wird es mit "Colours Colliding", wohingegen "Miss You" sich auf ein karges Klavierspiel stützt. Allein diese beiden Tracks für sich genommen, zeigen die Vielfalt auf "Arrows". Als hätte Polly Scattergood innerhalb dieser Scheibe alle Anlagen für ihre zukünftigen Werke pflanzen wollen. Ein wahrlich beeindruckender Klangreichtum, der auch bei "Subsequently Lost", einer 80er-Hymne wie man sie sonst eventuell den Shiny Toy Guns zuschreiben würde, nicht abbricht. "Silver Lining" glänzt seinem Titel entsprechend wie ein silberner Streifen am Horizont und leitet nahtlos zum absoluten Highlight auf "Arrows" über. "Wanderlust" ist ein bizarres Gestrick aus psychedelischen Texturen und exzessiven Electronica-Harmonien, die selbst Goldfrapp zu Zeiten von "Supernature" nicht besser hätten komponieren können. Zur sprichwörtlichen Kirsche auf dem tonalen Eisbecher steigt dann final der mit gehörig Pathos beladene Endtrack "I've Got A Heart" auf und beendet damit gleichzeitig ein Album, dass selbst im aktuellen musikalischen Überangebot seine Tage lange fern des Grabbeltischs fristen dürfte. Der Pfeil, den Polly Scattergood mit ihrem Zweitwerk abgeschossen hat, durchbricht eventuell schon bald die Schallmauer.



Mittwoch, 16. Oktober 2013

Gewinnspiel: Morcheeba "Head Up High"

Morcheeba
In einem dunklen Dachboden liegt, verstaubt zwischen zahlreichen Hinterlassenschaften, seit Langem eine Kiste versteckt. Letzten Freitag schickten wir uns in unserer Album-Vorstellung an, eben diese zu öffnen und hätten nicht zu träumen gewagt, was sich darin verbergen würde. Es ist ein wenig als hätten wir die sprichwörtliche Büchse der Pandora wiedergefunden, nur wichen nach deren Öffnung weder Tod noch Krankheit aus dem Kästchen heraus, sondern ein ganzes Heer bunter, flatternder Schmetterlinge. Umschwirrt von den insgesamt 12 wunderbaren Gestalten, die Namen wie "Gimme Your Love", "Under The Ice", "Make Believer" oder "Finally Found You" tragen, frönten wir einen Moment lang der funkelnden Pracht ihrer Herrlichkeit. Es war das britische Trio Morcheeba, dass die kleinen Flattermänner in jenen Karton gepackt und ihn mit dem optimistischen Titel "Head Up High" beschriftet hat. Seit dem 11.10.2013 kann sich nun ein jeder eben jenes Zeugnis ungebrochenen Einfallsreichtums nach Hause holen.



Wer dies noch nicht getan hat und lieber erst einmal auf sein Glück vertrauen möchte, der sollte vielleicht an unserem aktuellen Gewinnspiel teilnehmen. Im Austausch gegen die Aussage, welches von Morcheebas Alben euer bisheriger Favorit ist, gelangt ihr nämlich in jene Lostrommel, aus der am Wochenende ein Gewinner gezogen wird, der sich über ein CD-Exemplar von "Head Up High" freuen darf, das uns die Hamburger Promotion-Werft zur Verfügung gestellt hat. Mitteilen könnt ihr euch bis spätestens kommenden Freitag, den 18.10.2013, über eine der beiden folgenden Möglichkeiten.


Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 16.10.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Morcheeba" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Viel Erfolg!

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Montag, 14. Oktober 2013

Klassiker der Woche Nr. 73

The Teenagers
Tabubruch. Wenn man bedenkt, dass in den 60er Jahren ein Song wie "Je T'aime (Moi Non Plus)" von Serge Gainsbourg und Jane Birkin bereits für Empörung sorgte, dann kann man sich kaum vorstellen, was die Menschen damals zu unserem heutigen Klassiker der Woche gesagt hätten. Vermutlich wären Quentin Delafon, Michael Szpiner und Dorian Dumont alias The Teenagers aufgrund ihres losen Mundwerks direkt in den Knast gewandert. Denn die Geschichte, die der Track "Homecoming" der französischen Indieband erzählt, grenzt durch ihre harte Wortwahl schon beinahe an Erregung öffentlichen Ärgernisses. Der fröhliche, leichtfüßige Sound des Song steht dabei in direktem Kontrast zu den derben Lyrics. Ein junger Brite fliegt in den Ferien zu seiner Tante nach Amerika, wo er deren Stieftochter kennenlernt. Schnell weckt diese ein unstillbares Verlangen in ihm und er schildert auf ziemlich explizite Art und Weise, was genau ihm an ihr gefällt. Switch, Perspektivwechsel. Aus Sicht eben jenes Collegemädchens klingt der Besuch ihres Stief-Cousins hingegen nach einer wahren Traumromanze, wie sie in jeder Teeniekomödie nicht hätte besser erzählt werden können. Das Spiel mit den Klischees bleibt bei "Homecoming" ungebrochen und demonstriert doch gleichzeitig, dass die heutige Jugend trotz all des überpräsenten Angebots an sexuellem Input, immer noch eins möchte, nämlich geliebt und anerkannt werden.


Freitag, 11. Oktober 2013

Album-Vorstellung: Morcheeba "Head Up High"

Morcheeba
Morcheeba sind seit jeher das Salz in der Trip-Hop-Suppe. 1995 gründeten die Brüder Paul und Ross Godfrey zusammen mit Sängerin Skye Edwards die Band, welche im Laufe der Jahre zu einer festen Institution in der bunten Musikwelt avancierte. War ihr erstes Album "Who Can You Trust?" (1996) noch von düsteren, vor sich hinwabernden Soundtexturen geprägt, wie es für den Trip-Hop typisch ist, klärte sich mit jedem darauf folgenden Album der tonale Himmel ein wenig und Morcheeba wurden zunehmend zu wahren Paradiesvögeln innerhalb des von Understatement geschwängerten Genres, das einst in Bristol seine Geburt gefeiert hatte. Mit weit gespannten Schwingen hoben die drei Musiker also ab und überflogen sorglos die Weiten von Pop, Chill-Out und Funk. Der Trip-Hop-Käfig war mit der Zeit einfach zu eng geworden. 2004 machte dann jedoch ein Sturm dem unbekümmerten Treiben ein jähes Ende. Skye verließ die Band und hinterließ eine klaffende Wunde, die auch zahlreiche Gastsänger auf den Alben "The Antidote" (2005) und "Dive Deep" (2008) nicht zu füllen vermochten. Erst der Blick zurück, auf eine der erfolgreichsten Karrieren innerhalb dieser harten Branche, führte 2010 zu einem versöhnlichen Comeback in der Ursprungsformation. "Blood Like Lemonade" hieß schließlich das Resultat ihrer Reunion. Das Album war von einer gewissen Vorsicht geprägt, nicht gleich über die Stränge schlagen zu wollen, sondern sich stattdessen in ruhigeren, gesetzteren Arrangements zu versuchen. Mit dem neusten Werk "Head Up High" hebt das Trio im wahrsten Sinne des Wortes seinen Blick wieder und in den Augen von Paul, Ross und Skye funkelt ein gieriges Verlangen.


"Head Up High"
"Head Up High" ist all das, was sein Vorgänger "Blood Like Lemonade" nicht war. Ein Bad voller Schaum, das bereits der Opener "Gimme Me Your Love" radikal zum Überlaufen bringt. Da schwirren elektrifizierte Seifenblasen durch die Luft und Skyes Stimme versinkt zwischen heftig pulsierenden Grooves. "Gimme Your Love" zeigt darüber hinaus eindrucksvoll, dass Morcheeba nichts von dem lasziven Charme verloren haben, der einst "Fragements Of Freedom" (2000) und "Charango" (2002) zu wahren Publikumslieblingen machte. Dass aber auch das extrovertierte "Dive Deep" mit Skye hätte ganz anders klingen können, stellen Stücke wie "Face Of Danger" und "Release Me Now" unter Beweis. Beinahe countryeske Einflüsse verschmelzen da mit Electro und einer guten Prise Hip-Hop zu einem energetischen Gemisch. Auch ihrer Herkunft, dem Trip-Hop, huldigen Morcheeba auf "Head Up High". Jedoch nicht, ohne ihn dabei in ein enges Pop-Noir-Korsett zu schüren ("To Be", "To The Grave"). Im Song "Make Believer" erklingen hingegen klare Reggae-Verweise, die noch einmal verdeutlichen, wofür der Bandname Morcheeba ursprünglich einmal stand. "More cheeba" heißt im englischen Slang nämlich so viel wie "mehr Gras". Die Sinne vernebelnd gleitet der Hörer dahin und findet bei "Hypnotized" oder dem sanften "Finally Found You" jenen Stoff, aus dem Tagträume gemacht sind. Von ihrem letzten Soloalbum "Back To Now" hat Skye einige Schwaden futuristischen Up-Tempos auf "Head Up High" herüberwehen lassen, die "Under The Ice" zum Knirschen bringen und "Do You Good" auf dem Trommelfell auspressen als handele es sich dabei um eine saftige Zitrone. Sauer, süß, salzig, scharf. "Head Up High" hält für jeden Geschmack etwas bereit und genau dafür hat man Morcheeba einst so geschätzt.




Mittwoch, 9. Oktober 2013

Gewinnspiel: I'm Not A Band "Bandband" - Die zweite Chance

Hmm... Gab es nicht schon einmal ein Gewinnspiel zu I'm Not A Bands zweitem Album "Bandband" auf www.privatedisco.blogspot.com? 

Ja! Das gab es in der Tat! Vor fast zwei Monaten, um ganz genau zu sein.

Der aufmerksame Leser könnte also bereits gemerkt haben, dass wir bei "Einen hab ich noch..."echte Freunde des Berliner Duos und seiner Idee sind, klassische Geigenkompositionen mit elektrifizierten Beats und Rhythmen aufzupeppen und durch den prägnanten Einsatz von Kassandra Papaks Gesängen glanzvoll abzurunden. Wie sehr wir davon begeistert sind, gibt es nach wie vor hier nachzulesen.


Als unser Chefredakteur Dr. Zee jüngst für die Kollegen von Pink-Pong unterwegs war, um Stephan Jung, den Mann der einst feststellte, dass er keine Band ist, zu interviewen, steckte ihm der Musiker ein CD-Exemplar von I'm Not A Bands "Bandband" zu, das wir nun an einen von euch weitergeben möchten. Also keine Scheu, hier kommt die erneute Chance auf dieses großartige, innovative Album! Wer jenes gern gewinnen möchte, der sollte uns bis spätestens bis kommenden Freitag, den 11.10.2013, verraten haben, was ihm an I'm Not A Band und ihrer Musik gefällt. Dies könnt ihr über einen der beiden bekannten Wege tun.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 09.10.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "I'm Not A Band" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Wir wünschen euch viel Erfolg!

Weitere Infos zu I'm Not A Band gibt es unter:
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Montag, 7. Oktober 2013

Klassiker der Woche Nr. 72

Joanna Newsom
Aversion oder Anziehung. Manch ein Künstler sorgt dann und wann schon einmal dafür, dass sich die Gemeinschaft der Musikliebhaber in zwei konträre Lager spaltet. Das gilt auch für die Interpretin, die unseren heutigen Klassiker der Woche schrieb und inszenierte. Die Kalifornierin Joanna Newsom besticht in vielerlei Hinsicht durch ihre Besonderheit, sodass sie von einigen Hörern vergöttert und von anderen nahezu verteufelt wird. Da wäre zum Beispiel die Stimme der 1982 in Nevada City geborenen Künstlerin. Von ihren Verehrern als charakteristisches Zeugnis infantiler Herrlichkeit bewundert, haben jene, die sich etwas schwerer mit dem prägnanten Organ der Sängerin tun, eher böse Worte für selbiges übrig. Vereinzelt ist da sogar von nervigem, quietschigem Gekrächze die Rede. Auch was die Wahl ihres vorangigen Begleitinstruments betrifft, ist die Musikerin nicht unbedingt auf konventionellen akustischen Pfaden unterwegs, was zu Entrüstung bei einigen kritischen Gemütern führte. Entschied sich Newsom doch, nachdem sie lange Zeit Keyboard in Bands wie Golden Shoulders und The Pleased gespielt hatte, fortan die Harfe in den Mittelpunkt ihres Schaffens zu stellen. Nur selten ist das traditionelle Zupfinstrument noch zu Gast in modernen Kompositionen, allerdings macht gerade dieser Aspekt den Einsatz nur umso interessanter. Wir von "Einen hab ich noch..." gehören definitiv zu den Freunden von Joanna Newsom und ihrem Freak Folk und das nicht zuletzt auch durch die Einzigartigkeit von Tracks wie dem wundersamen "Sprout And The Bean", welches durch sein sensibles, filigranes Gemüt zu beeindrucken weiß.



Mittwoch, 2. Oktober 2013

Unterwegs mit Saara Markkanen und Elise Mélinand

Copyright by Anthony Lapoire
Anstatt heute nur ein paar wenigen Lesern die Chance zu geben, etwas auf "Einen hab ich noch..." zu gewinnen, wie ihr es eigentlich jeden Mittwoch von uns gewohnt seid, möchten wir heute einmal großzügig jeden von euch beschenken. Und zwar, wie es sich für einen Musik-Blog gehört, mit ein paar wundervollen Songs. Stellt dafür den Alltagsstress auf "Mute", dreht eure Fantasie auf "Maximum" und lasst euch einfach treiben. Wir laden ein, das Hier und Jetzt für einen Moment zu vergessen und uns stattdessen auf eine interessante klangliche Expedition zu begleiten.

Es war wohl ein Hauch von Abenteuer, der die finnische Sängerin Saara Markkanen alias LUAI und das französische Multitalent Elise Mélinand im Sommer 2012 dazu veranlasste, sich auf eine Reise zu machen. Eine Reise, die sie von Europa über den großen Teich nach Amerika schicken sollte. Akribisch plante Saara zahlreiche Shows und Gigs, während Elise schon von den vielen unvergesslichen Momenten träumte, die sie in den nächsten Wochen erwarten sollten. In New York City begann schließlich der akustische Roadtrip, der sie in den darauf folgenden Wochen durch zahlreiche kleine Clubs entlang des drittgrößten Landes dieser Erde führte. Connecticut, Maryland, Virginia, Carolina, North Carolina, Florida. Vom hohen Norden der Ostküste ging es bis in den südlichsten Zipfel jenen Ufers, an dem einst Scharen von Pilgern gestrandet waren. Und wie Entdecker fühlten sich auch die Freundinnen Saara und Elise, als sie voller Tatendrang in viele kleine und große Städte einfielen, um die Leute dort mit ihrer unbändigen Lebensfreunde und ihrer Liebe für die Musik anzustecken. Via Louisiana, Arkansas, Oklahoma, Missouri, Kansas, Illinois und Nebraska ging es dann erst Richtung Westen, um anschließend immer tiefer in das Herz der Vereinigten Staaten vorzudringen. Zahlreiche Menschen und Geschichten zieren dabei den Weg der beiden Musikerinnen und werden ihnen wohl immer unvergesslich bleiben.



Wenn zwei kreative Köpfe, wie Saara und Elise, eine derart lange Zeit miteinander verbringen, dann wundert es nicht, dass als Ergebnis dessen einige wunderschöne Tracks zurückbleiben. So zum Beispiel das eben zu hörende Cover von Joanna Newsoms "On A Good Day". Was für ein großartiger Tag muss es gewesen sein, als die beiden Frauen, zwischen zahlreichen quakenden Gänsen, unter einem herrschaftlichen Baum die Zeit fanden, gemeinsam zu musizieren. Als wären ihre Stimmen füreinander gemacht, harmonisieren sie auf einer Ebene, die außerhalb jeder Erklärung liegt.



Magie. Poesie. Liebe. Auch die sensible Interpretation von Daniel Johnston "True Love Will Find You In The End" zeugt von der Begabung zweier Sängerinnen, die mit Haut und Haar in dem aufgehen, was sie tun. Dem Hörer bleibt nichts anderes übrig, als ganz vorsichtig seine Position in einiger Entfernung einzunehmen, um die Verbindung nicht zu gefährden, die sich wie ein seidener Faden zwischen Saara und Elise entsponnen hat. Faszinierend wird man so Teil eines Spektakels, auch ohne dass man direkt darauf Einfluss nehmen kann. Die Rolle des schweigsamen Beobachters wird hier zum einzigartigen Ereignis.



Beenden wir nun abschließend den heutigen Exkurs mit dem wundervollen "In Your Sleep", welches begleitet von intimen Bildern des beschriebenen Streifzugs, zu einem Highlight für Ohr und Auge avanciert.

"I won't sleep before it gets to dark to see."

Copyright by Anthony Lapoire

Weitere Informationen zu LUAI und Elise Mélinand gibt es hier: