Montag, 30. September 2013

Klassiker der Woche Nr. 71

Hot Chip
Nach der Ruhe kommt der Sturm. Doch wenn dieser erst verzogen ist, dann kehrt sich oft alles wieder zum Guten und die Wogen glätten sich langsam. Unser heutiger Klassiker der Woche wankt auf textlicher und melodiöser Ebene zwischen Erregung und Entspannung. So ist das Leben, mal aufbegehrend und verlangend, dann gönnerhaft und entgegenkommend. Wichtig ist ein Anker, eine Konstante, die dafür sorgt, dass auch das heftigste Gewitter, sei es angetrieben von zügellosen Emotionen oder verheerenden Schiksalsschlägen, es nicht vermag, unsere Persönlichkeit aus ihren Grundfesten zu reißen. Das hat auch die britische Synthie-Band Hot Chip erkannt. Mit ihren Songs versuchen Alexis Taylor und Co. auf mehr als nur einer Dimension zu wirken und dabei doch gleich eine Heimat zu kreieren, zu der der Hörer stest zurückkehren kann. Darüber hinaus geht es um die Abbildung der Vielschichtigkeit unseres Seins mithilfe verschiedenster Töne und interessanter Klang-Arrangements. Auch "I Feel Better" vom Album "One Life Stand" (2010) steckt voller scheinbarer Wiedersprüche, die am Ende aber nur umso stärker demonstrieren, dass man viele Sachverhalte nicht mit nur einem einzigen Blick beziehungsweise einem flüchtigen Hinhören erfassen kann.



Freitag, 27. September 2013

Album-Vorstellung: Mazzy Star "Seasons Of Your Day"

Mazzy Star
Manche Stimmen sind anders als andere. Sie besitzen die wundersame Gabe, den Hörer schon nach kürzester Zeit in seiner Gänze einzunehmen und beiläufig in die verwinkeltesten Zuflüchte seiner Gedankenwelten vorzudringen. Das beschriebene Phänomen lässt sich auch beobachten, wenn die amerikanische Singer Songwriterin Hope Sandoval zum Mikrofon greift, um ihre zartbitteren Gesänge durch Raum und Zeit zu schicken. Im Bruchteil weniger Sekunden leuchten dann vielerorts glasige Augen auf, infiziert von dem hypnotischen Feuer, das Sandoval entzündet und zunehmend gefüttert hat, bis es sich zu einem gierigen Verlangen auftürmte, vollends mit der lasziven Herrlichkeit ihrer akustischen Erzeugnisse verschmelzen zu wollen. Auf Massive Attacks letztem Album "Heligoland" (2010) hauchte Sandoval noch unschuldig die Lyrics zum Track "Paradise Circus" vor sich hin und erschuf damit gleichzeitig den großartigen Höhepunkt einer eh schon mehr als hervorstechenden Platte, 2013 kehrt die 47-Jährige nun jedoch zu einem früheren Weggefährten zurück und lässt sich erneut an dessen vertrauter Seite nieder. Die Rede ist von David Roback. Es war bereits im Jahre 1989 als die beiden das Projekt Mazzy Star gründeten, das sich, nach sieben Jahren und drei erfolgreichen Alben, einer selbst auferlegten Zwangspause fügte und erst jetzt wieder aus der schillernden Vitrine geholt wird, in der es seither als strahlender Pokal beispielloser Alternative-Rock-Klangkunst zu bewundern war. Mit "Seasons Of Your Day" wollen die wiedervereinten Mazzy Star nun für neue Gänsehautwellen sorgen. Und das gelingt der Band im Laufe eines einzigen Wimpernschlags.


"Season Of Your Day"
Das Cover des neuen Mazzy Star Albums wirkt, mit seiner violett-schwarzen Gestaltung und dem Katzenmotiv, regelrecht lächerlich, als handele es sich dabei um eine esoterische Hinterlassenschaft der zahlreichen New-Age-Wellen aus den 90ern. Doch sollte man sich manchmal vom Äußeren nicht allzu sehr blenden lassen, verbirgt sich doch in diesem Fall hinter der geschmacklosen Schale, ein wahres Feuerwerk für die Sinne. "In The Kingdom" beschwört zu Beginn des Albums, die verblühte Romantik vergangener Tage herauf, wälzt sich in ihrer Eleganz und hüllt sich in einen transparenten Schleier aus feingeistiger Nostalgie. Was sich eine Lana Del Rey immer wünschte, nämlich geheimnisvoll zu wirken, ohne dafür die eigene Person in ein Geflecht aus erdachten Geschichten verstricken zu müssen, gelingt Mazzy Star ohne viel Aufhebens. Ob das auf seine Essenz destillierte "California" oder das pastellfarbende "Common Burn", die Stücke auf "Season Of Your Day" wandeln zwischen verträumten Folkrock und altehrwürdigen Alternative-Sounds. Wer keine Angst vor dem absoluten Sinnesverlust hat und schon immer einmal wissen wollte, wie es ist, wenn man die Kontrolle über die eigenen Gefühle in fremde Hände legt, der erhält mit Tracks wie "Spoon" nun die Antwort auf seine Sehnsüchte.



Mittwoch, 25. September 2013

Gewinnspiel: Adulescens "Adulescens"

Adulescens
Manchmal scheint es, als gäbe es für jede Lebensetappe die adäquate, passende akustische Untermalung. Sind Säuglinge noch fasziniert von den einfachen und doch oft so lieblichen Melodien zahlreicher Spieluhren, haben Kleinkinder schon weitaus größere Freude daran, sich mit Klatschlauten und ersten Gesängen an Volks- und Kinderliedern zu beteiligen. Mit dem Eintritt in die Schule entdecken die Heranwachsenden dann meist den Mainstreampop für sich, was nicht zuletzt an der medialen Präsenz vieler Lieblinge dieses Genres liegt. Wenige Jahre später, wenn die Teenagerzeit naht, versucht der Mensch per se gern, seinen ganz individuellen Geschmack innerhalb der unzählbaren Musikrichtungen zu finden und definieren. Wer etwas von sich hält, quetscht sich dabei in die kleinste Nische zwischen all den übermächtigen und dicht aneinander gedrängten Verkaufsschlagern aus Rock, Hip Hop, R'n'B oder Pop. Als Erwachsener schleift und hobelt man nachträglich noch etwas an den zuvor entwickelten Präferenzen und erkundet, ohne großen Übermut, die eine oder andere Abzweigung bereits gegangener Klangwege, bis man im Alter schließlich hingebungsvoll der eigenen Intellektualität und Weisheit frönt und sich unerschrocken auch an anspruchsvolle klassische Kompositionen heranwagt. Mit dem heutigen Gewinnspiel möchten wir uns einer Band widmen, die ihre Zielgruppe bereits im Namen trägt. Adulescens liefern mit ihrer gleichnamigen EP "Adulescens" den Soundtrack für jene Sturm- und Drangphase, die zwischen der späten Jugend und dem Eintritt in das Erwachsensein wütet und waltet.

"Adulescens EP"
Beflügelt von Postpunk- und Shoegaze-Einflüssen reißt der EP-Opener "Wings" die verstaubten alten Vorhänge von der Fensterstange eines dunklen Zimmers, in dem eine Sammlung typischer Indierock-Instrumente hinterlassen wurde. Durch das milchige, mit Dreck verschmierte Glas dringt nun ein sanfter Schimmer gleißenden Lichtes, der sich auf Saiten von Gitarren, Rundungen von Becken und Trommeln und den Drehknöpfen zahlreicher Synthesizer bricht. Plötzlich wirkt die Szenerie erstaunlich malerisch, ja, geradezu magisch. Adulescens reanimieren in Tracks wie dem dahingleitenden "In My Head" oder dem markanten "Nymphs" das Erbe umjubelter Bands wie Incubus. Wild, ungestüm und mit einer beachtlichen Selbstsicherheit stürmen fünf junge Herren aus dem bayrischen Städtchen Aichach so mal eben die Grüfte gefeierter Alternative-Größen und tanzen beschwingt auf ihren Gräbern. "Sweet Blood Pt. I" und "Sweet Blood Pt. II" hingegen sprudeln wie elektrifizierte Endorphine durch die Blutbahnen des gesamten Körpers und sorgen dafür, dass sich das Leben lebendiger denn je anfühlt und jedweder morbider Charme, im Bruchteil einer Sekunde, verfliegt. Es ist die Mischung aus verschrobener Naivität und frühreifer Kenntnis, um die Vergänglichkeit von Träumen und Hoffnungen, die "Adulescens" zu einer großartigen EP von weitschweifendem Umfang macht.

 

Wir möchten euch nun abschließend die Möglichkeit geben, eines von insgesamt zwei CD-Exemplaren des EP-Debüts der Adulescens zu gewinnen, die uns AdP-Records zur Verfügung gestellt haben. Wer seine Chance darauf nicht verstreichen lassen will, der sollte bis spätestens kommenden Freitag, den 27.09.2013, sein Interesse daran mit den Worten "Ja, ich will" bekundet haben. Und zwar über einen der bekannten Wege.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 25.09.2013 mit "Ja, ich will" kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Adulescens" und dem Inhalt "Ja, ich will" an blogfrog87@googlemail.com.

Viel Erfolg!

Weitere Infos zu den Adolescens gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Soundcloud

Montag, 23. September 2013

Klassiker der Woche Nr. 70



Phoenix
Jeder hat mal klein angefangen. Das gilt auch für Bands, die mittlerweile zum festen Inventar der Musikbranche gehören und aus den Gehörgängen vieler Menschen gar nicht mehr wegzudenken sind. Reisen wir mit der französischen Formation Phoenix zurück zu ihren Wurzeln, vorbei an den Erfolgsalben "Bankrupt" (2013), "Wolfgang Amadeus Phoenix" (2009), "It's Never Been Like That" (2006), "Alphabetical" (2004), und widmen uns ihrem Debüt "United" (2000) und dem darauf befindlichen Track "Too Young". Wenige Jahre vor dem Erscheinen selbiger Platte, und damit auch unseres heutigen Klassikers der Woche, hatten sich die vier Franzosen aus dem schönen Versailles zusammengefunden, um gemeinsam die Pionierflagge für den Indie Pop zu hissen. Seither weht diese zu rockigen Klängen und elektrifizierten Rhythmen im strahlenden Licht der Aufmerksamkeit. Darunter tanzen unzählige glücklich lächelnde Musikliebhaber und erfreuen sich an der herrlichen Unverbindlichkeit dieses noch so jungen Genres. Auch "Too Young" fungiert, trotz recht gefühlsbetonter Lyrics, als Gute-Laune-Macher und steht stellvertretend für eine optimistisch gen Zukunft gerichtete Riege aufstrebender, unverbrauchter Talente.


Freitag, 20. September 2013

Album-Vorstellung: Peter Gabriel "And I'll Scratch Yours"

Peter Gabriel
"Wie du mir, so ich dir!"

Ganz dieser Devise entsprechend hatte Peter Gabriel vor einigen Jahren die Vision zweier Konzeptalben, die wie Ying und Yang ineinandergreifen sollten. Eine einfache Coverplatte, bei der Gabriel Songs zeitgenössischer Musiker und alter Wegbegleiter neu interpretiert, das wäre an sich noch nichts Neues gewesen, hatten sich daran doch bereits Urgesteine der Branche wie Johnny Cash (American Reihe), Marianne Faithfull (Easy Come Easy Go) oder Patti Smith (Twelve) versucht. Nein, in Gabriel reifte ein wesentlich umfangreichender Plan heran, als er sich an die Arbeit zu seinem 2010er Werk "Scratch My Back" machte. Und zwar hatte sich das ehemalige Genesis-Mastermind fest in den Kopf gesetzt, jenen Künstler, deren Stücke er sich ausgesucht hatte, um sie in seinem ganz eigenen Glanz erstrahlen zu lassen, gleichzeitig auch das Versprechen zu entlocken, sich genau dafür später zu revangieren. Geradezu tollkühn klingt diese Idee, wenn man bedenkt, wer da alles auf der Liste stand. Neben zeitgenössischen Größen wie den Indiegöttern von Arcade Fire, der charmanten Pianistin Regina Spektor oder den Britpoppern von Elbow, nahm sich Gabriel auch unerschrocken dem Erbe seiner Kollegen Bowie, Eno, Simon, Reed, Byrne und dem anderer an. Das Ergebnis dieses Wagemuts erwies sich dann schließlich als derart phänomenal, dass es für den mittlerweile 63-Jährigen unzählige positive Kritiken hagelte. Unter ziemlichem Zugzwang stehend widmen sich nun die Originalinterpreten der Titel von "Scratch My Back", trotz voller Terminkalender und zahlreicher laufender Projekte, den musikalischen Hinterlassenschaften Gabriels und lassen diese, wie Phönix aus der Asche auferstehen. Einzig Radiohead und Altrocker Neil Young werden dabei durch die Kanadierin Leslie Feist und die Folkband Timber Timbre sowie das Stimmenwunder Joseph Arthur ersetzt. Zeit, dass wir uns "And I'll Scratch Yours", dem Gegenentwurf zu "Scratch My Back", behutsam Track by Track annähern.

"And I'll Scratch Yours"
Hatte Gabriel den Klassiker "Listening Head" der Talking Heads auf "Scratch My Back" recht bescheiden und reduziert wirken lassen, schlägt David Byrne nun mit einem fulminanten "I Don't Remember" zurück und zwängt so das punkige Original in ein glitzerndes Discokleidchen. Während die Hüften noch sinnlich vor sich hin kreisen, erschallen aus der Ferne zarte Folk-Arrangements von Bon Iver. Sie bedanken sich für das episch aufgewertete "Flume" mit einem herrlich andersartigen "Come Talk To Me", welches den Klassiker vom Album "Us" (1992) in ein nahezu heimeliges Licht taucht. Weiter geht es mit Regina Spektor und ihrem Entwurf zu "Blood Of Eden". Der Track fängt auf magische Weise den Charakter seines Vorbilds ein und wärmt sich in dessem eingängigen Songwriting. Futuristisch wird es mit Stephin Merritt von The Magnetic Fields und dem durch sämtliche Stimmenverzerrer und Synthiekanäle gejagten "Not One Of Us". Verrückt wie die Blaupause Gabriels und doch völlig anders. Neuzugang Joseph Arthur beweist, dass man nicht unbedingt von Gabriel gecovert worden sein muss, um auf "And I'll Scratch Yours" mit seinem Beitrag zu beeindrucken. "Shot The Monkey" wirft den New-Wave-Mantel seiner Vergangenheit ab und rennt nahezu nackt durch eine raue, kühle Soundlandschaft. Gänsehaut ist da vorprogrammiert.
"Scratch My Back And I'll Scratch Yours" (Deluxe Edition)
Und irgendwie bekommt die ständig wiederkehrende Zeile "Cover Me" dann auch noch einen ironischen Beigeschmack. Kein Geringerer als der Grammy- und Oscar-Preisträger Randy Newman peppt die Kompilation anschließend mit einer gehörigen Prise Jazz auf. "Big Time" steht Pate für das breite Grinsen auf den Lippen eines alten, zufriedenen Mannes. Kurz darauf verdeutlichen Arcade Fire mit "Games Without Frontiers", dass sie die momentanen Herrscher über die akustische Üppigkeit sind und sich doch ebenso durch eine grazile Genialität auszeichnen. Gleichzeitig bleiben sie jedoch der Vorlage von Herrn Gabriel erstaunlich treu. Elbow verwandeln das wunderschöne "Mercy Street" in ein subtiles Klanggedicht, wohingegen Brian Eno "Mother Of Violence" durch ein psychedelisches Kaleidoskop betrachtet. Sein einst mit Kate Bush eingesungenes "Don't Give Up" vertraut Peter Gabriel dem Können von Leslie Feist und Timber Timbre an, bei denen der Song wahrlich in guten Händen zu sein scheint, denn schon nach wenigen Takten versprüht dieser eine ungeahnte Laszivität, die sinnlicher nicht sein könnte. Auch "Solsbury Hill" darf natürlich nicht fehlen. Und wer wäre dafür besser geeignet als Lou Reed? Immerhin kennt dieser Mann die Musikgeschichte wie seine Westentasche und kann somit ganz gezielt die Struktur des Originals durch interessante Elemente aus dem Progressive Rock erweitern und aufbrechen. Herrlich unkonventionell und erfrischend, bevor Sir Paul Simon mit einem sehr klassisch inszenierten "Biko" das Album schließt.


"Eine Hand wäscht die andere."

Nichts anderes bedeutet "Scratch my back and I'll scratch yours", der fusionierte Titel der beiden Platten, von denen hier die Rede war. Und wie schön es sein kann, wenn man sich gegenseitig den Rücken oder auch das Trommelfell kratzt und streichelt, haben dabei zahlreiche geniale Musiker auf imposante Art und Weise gezeigt. Wir verbeugen uns vor diesem grandiosen Projekt!



Mittwoch, 18. September 2013

Gewinnspiel: Julia A. Noack "The Feast"


Manchmal ist ein Tapetenwechsel dringend notwendig. Ob im wahrsten Sinne des Wortes, im persönlichen Alltag oder eben in Bezug auf die eigene Kunst. Das stellte auch Julia A. Noack fest, nachdem sie mit ihren bisherigen Veröffentlichungen stets der sanften Kargheit von Folk und Country gefolgt war. Für das neue Album "The Feast", welches wir euch am letzten Freitag ausgiebig vorgestellt haben, wählte die Singer Songwriterin einen etwas herberen Anschlag. Enstanden sind elf sehr unterschiedliche Tracks. Mal aufbegehrend und laut ("Want/Be", "Everything Is Sexuality", "Name For This") und dann doch auch wieder geschmeidig wie der Titelsong "The Feast".

Bei unserem heutigen Gewinnspiel halten wir nun ein CD-Exemplar von "The Feast" bereit, das uns Add On Music zur Verfügung gestellt hat, und das wir gern an einen Hörer weitergeben möchten, der uns bis spätestens kommenden Freitag, den 20.09.2013, erzählt hat, welcher Umschwung seinem Leben einst besonders gut getan hat. Wir freuen uns auf Geschichten aus allen Bereichen. Mitteilen könnt ihr euch, wer hätte es gedacht, wie immer über die beiden folgenden Wege.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 18.09.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Julia A. Noack" und eurer Geschichte an blogfrog87@googlemail.com.

Wir drücken die Daumen!

Weitere Infos zu Julia A. Noack gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Soundcloud | Album-Vorstellung

Dienstag, 17. September 2013

Gewinnspiel: Farao

Farao
Es muss ein überragendes Gefühl sein, wenn man der Erste ist, der nach Tausenden von Jahren die Grabkammer eines Pharaos erneut zu betreten vermag. All die Mythen und Rätsel, die sich dabei in den meist prächtig ausgeschmückten Grüften verstecken, zeugen vom unsagbaren Glanz vergangener Tage. Auf musikalischer Ebene entführt uns eine junge Singer Songwriterin nun in jene nebulöse Schattenwelt, voller Anmut und Schönheit, die die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verbindet. Unter dem majestätischen Künstlerpseudonym Farao beschwört sie regelmäßig tieftraurige Melodien herauf und hüllt sie behutsam in sanfte Klangarrangements. So schafft es die norwegische Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Kari Jahnsen heißt, zahlreiche Hörer in ihren Bann zu ziehen, sie mental zu fesseln und nie wieder loszulassen. Hat man sich einmal vollends ihren Songs hingegeben, ist man schnell derartig tief im akustischen Treibsand versunken, dass es kein Entrinnen mehr gibt. Da hilft es nur noch, den heftigen Sog jener herrlichen Tracks in seiner Fülle zu genießen. Dass dies auch live auf eindrucksvolle Weise funktioniert, bewies Farao bei der, von ihrem Label Trickser kuratierten, Labelnacht im Mai dieses Jahres. Jetzt kehrt die geheimnisvolle Schönheit für ein paar weitere Konzerte in unsere Lande zurück und hat ihre neue Single "Tell A Lie" mit im Gepäck. 


 

Zu sehen ist Farao an den folgenden Terminen:
26.09.2013  Berlin – Antje Øklesund
27.09.2013  Hamburg – Pooca Bar
28.09.2013  Köln – Die Wohngemeinschaft
29.09.2013  Münster – Pension Schmidt

Wir möchten nun einem Leser die Chance geben, 1x2 Tickets für das Berliner Konzert von Farao am 26.09.2013 zu gewinnen. Alles, was man tun muss, um in die dafür zuständige Lostrommel zu gelangen, ist uns mitzuteilen, wie gern man zu jenem Gig möchte. Dies funktioniert bis einschließlich kommenden Donnerstag, den 19.09.2013, über einen der beiden folgenden Wege.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 17.09.2013 mit dem Satz "Ich will dahin!" kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Farao" und dem Inhalt "Ich will dahin!" an blogfrog87@googlemail.com.

Viel Erfolg!

Weitere Infos zu Farao gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | "Kultverdächtig" mit Farao

Freitag, 13. September 2013

Album-Vorstellung: Julia A. Noack "The Feast"

Julia A. Noack
Einst wanderte sie über Stock und Stein, mit der Gitarre in der Hand und dem Wind im Gesicht. Julia A. Noack fühlte sich von jeher heimisch zwischen all den naturalistischen Metaphern, die die Folk-Musik als solche gern heraufbeschwört. Karo-Bluse, spröde Schlichtheit und Blumen im Haar. Doch mit der Zeit verändert sich der Geschmack. Da mag man plötzlich Dinge, die einem nur wenige Jahre zuvor noch zuwider waren. Kategorisch abgelehnt hat die in Berlin lebende Noack die Härte des Indie Rocks zwar nie gänzlich, doch achtete sie beim Komponieren und Schreiben ihrer Songs gern auf einen gewissen Abstand zu der akustischen Unnachgiebigkeit dieses Genres. Das ist nun jedoch, mit Erscheinen ihres neuen Albums "The Feast", anders. Energetisch rennt Noack darauf zum höchsten Gipfel der Singer-Songwriter-Mountains und stürzt sich, wenn auch mit Fallschirm, in die Tiefe. Als folge sie so unbewusst dem Geist ihres musikalischen Vorbilds und Helden Bob Dylan, der stets für eine Überraschung gut war und mit Vorliebe mal die akustische 180-Grad-Wende einschlug, wenn es um die Veröffentlichung einer Platte ging.


"The Feast"
Cut. Nicht nur ihre Haare hat Julia A. Noack für "The Feast" gelassen. Gleichzeitig verabschiedete sich die 38-Jährige auch von der Unschuld ihrer früheren Sound-Arrangements. Da schlägt einem bereits mit dem Opener der Scheibe "Want/Be" und seinen Nachfolgern ("Everything Is Sexuality", "Name For This"), eine fremdartige Derbheit erbarmungslos ins Gesicht, ganz dem Titel des dritten Studioalbums Noacks entsprechend. Aufbegehrend und stärker denn je präsentiert sich hier eine Frau, die fest verwurzelt im Leben zu stehen scheint. Erst mit "What'd She Say" beweist Noack, dass sie mit diesem neuen Kurs keineswegs ihre Sensitivität verloren hat. Der elektrifizierte Track wird zum sinnlichen Mantra, dessen Backgroundgesänge hypnotisierend auf den Geist einprasseln. Stumpf bohrt sich anschließend "Silver Whisper" in die Emotionalität des Hörers, wird dort weich und geschmeidig, während "Summer, Something" lieblich duftend zum frechen "We're Crazy" überleitet. "Designer Drug" erinnert irgendwie an "Zombie" von den Cranberries, wohingegen der Titeltrack "The Feast" die schlichte Schönheit vieler Singer-Songwriter-Stücke verkörpert. Wer nach all der Milde nun mit Vergnügen wieder zu den rebellischen Anfängen von "The Feats" zurückkehren möchte, der muss sich vorerst in Geduld üben, wird dann aber vom anschwellenden Verlauf des Songs "Matter Of Me" langsam aber sicher erneut aus der Verankerung gerissen und kann sich zu der Synthievernarrtheit von "The Inconceivable" im Klangkosmos verlieren. Eine schöne Runde Platte liefert uns Julia A. Noack mit "The Feast" ab und doch hätte die Reise ruhig noch ein bisschen holpriger sein dürfen. Die Richtung stimmt jedoch absolut.



Mittwoch, 11. September 2013

Gewinnspiel: Múm "Smilewound"

Múm
Wir haben bei "Einen hab ich noch..." bereits mehrfach festgestellt, dass die Isländer ein nahezu unermessliches Talent dafür besitzen, uns mit ihrer Klangkunst zu begeistern. Sei es Björks extravagantes Trip-Hop-Gemisch, die engelsgleichen Kompositionen von Sigur Rós, Emiliana Torrinis Gespür für zarte Melodien oder Sin Fangs intelligentes Songwriting, immer wieder stellen die Musiker des kargsten Inselstaates Europas mühelos unter Beweis, dass sie noch einige Ässer aus ihren Ärmeln hervorzaubern können, wenn es darum geht, auf tonaler Ebene zu überraschen. Nichts anderes sind wir auch von jener Band gewohnt, die im Jahre 2000 plötzlich mit ihrem Debüt "Yesterday Was Dramatic" auf der Bildfläche erschien: Múm. Die Formation mit dem kurzen, prägnanten Namen ist seitdem ein Garant für auditive Experimentierfreude der besonderen Art. Da quietscht und knistert es, da brodeln Melodien in einem überköstlichen Sud aus Ambient und Post-Rock vor sich hin, da werden Träume hörbar gemacht. Auf ihrem bisherigen Weg ließen Múm fast keinen Soundspielplatz aus, um darauf gehörig herumzutoben. Die teils infantile Unschuld, die sich das Gespann dabei bewahrt hat, ist beeindruckend. Mit "Smiliewound" erschien nun dieser Tage das mittlerweile siebente Studioalbum der Band.

"Smilewound"
Ein sanfter Lo-Fi-Mantel hat sich über die 11 Stücke gelegt, die in ihrer Gesamtheit Múms neustes Werk ergeben. Erstaunlich gesetzt und verträumt eröffnet bereits der erste Track "Toothwheels" die Platte. Plätschernd und rauschend hinterlässt er seine Spuren, als handele es sich um einen Wasserfleck, der nach dem Duschen auf dem Boden des Bads zurückgeblieben ist. Zeichnete sich das vorangegangene Album "Early Birds", welches die musikalischen Anfänge Múms dokumentiert, durch seine kantige, fast zerpflückte Attitüde aus, zeigen Songs wie "Underwater Snow", "Slow Down" und "The Colorful Stabwound", wo Múm nach über einem Jahrzehnt in der Musikbranche nun stehen. Nein, sie stehen nicht, sie schweben. Zarte Harmonien und gedämpfte Gesänge machen "Smilewound" zu einem sehr erhabenen Zeugnis der Kreativität jenes Ensembles, dessen Herz Örvar Þóreyjarson Smárason und Gunnar Örn Tynes bilden. Selbst den hartgesottensten Kerl haut es da bei Stücken wie dem bewegenden "Time To Scream And Shout" schon mal aus den Socken. Als feines Rinnsal fließen die Emotionen durch die Tracks von "Smilewound" und versorgen diese mit lebensnotwendigen Inhaltsstoffen. Das berührt. Trotz all der Ergriffenheit geht es aber auch anders. "Candlestick", "One Smile" und "When Girls Collide" kehren beispielsweise der flüsternden Melancholie den Rücken zu und flackern beschwingt im Takt elektrifizierter Beats.

 

Wer "Smilewound" nun gern zu sich nach Hause holen möchte, der sollte an unserem aktuellen Gewinnspiel teilnehmen. Wir verlosen nämlich zwei CD-Exemplare der Scheibe, die uns Morr Music zur Verfügung gestellt hat. Alles, was ihr tun müsst, um in die dazugehörige Lostrommel zu gelangen, ist die heutige Gewinnspielfrage zu beantworten. Inspiriert von der dentalen Optik des Covers möchten wir eure lustigste, schmerzhafteste oder auch skurrilste Zahnarztgeschichte erfahren. Diese könnt ihr bis einschließlich kommenden Freitag über eine der beiden folgenden Wege mitteilen.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 11.09.2013 mit eurer Antwort oder dem Satz "Meine Zähne strahlen" kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Múm" und eurer Story an blogfrog87@googlemail.com.

Wie immer viel Spaß und Erfolg von unserer Seite!

Weitere Infos zu Múm gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Album bei ANOST

Montag, 9. September 2013

Klassiker der Woche Nr. 69

Arctic Monkeys
Es gab eine Zeit, zu der man unter dem Begriff "Indie" noch vorrangig jene markanten, scharfzüngigen Rocknummern zusammenfasste, die von Bands wie Franz Ferdinand, den Kaiser Chiefs, den Libertines oder auch den Arctic Monkeys komponiert und dargeboten wurden. Kein verwässerter Electro, kein wiederbelebter New Wave, kein süßer Zucker-Pop konnten damals das Bild dieses doch recht schlichten Genres trüben. Ein Schlagzeug, ein paar E-Gitarren, ein schöner E-Bass und eine kratzige Lead-Stimme reichten der klassischen Indieband meist aus, um damit gehörig Krawall zu machen. Hinzu kam das klischeehafte Auftreten der Musiker. Gekleidet in Röhrenjeans mit zu kleinen Shirts, diese vorrangig weiß-rot gestreift, und ein paar zerzausten Frisuren auf den Köpfen, glichen diese dann oft einem Haufen von Außenseitern, die durch ihre leicht punkige Attitüde zu absoluten Frauenschwärmen avanciert waren. Ganz nach dem Motto, je chaotisch kreativer, desto attraktiver. Wenn man sich nun also einmal die Arctic Monkeys ganz genau betrachtet, dann weiß man, warum sie erfolgreich werden konnte. Die 2002 gegründete Formation entspricht jenem beschriebenen Stereotyp von den kühlen Rockstars zu 100 %. Und auch auf akustischer Ebene zeichnete sich vor allem ihr Debüt "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" durch jene spitze Kargheit aus, die beim Hören auf den Ohrläppchen knistert. Unser heutiger Klassiker der Woche, der Track "When The Sun Goes Down" beispielsweise, widmet sich auf textlicher Ebene der Prostitution in Sheffields Bezirk Neepsend. Ähnlich wie einst The Polices "Roxanne", auf welches der Song sogar explizit Bezug nimmt, werden dabei verschiedene Aspekte des Rotlichtmilieus genauer thematisiert. Harte Gitarrenriffs und heftige Beats vertonen dabei die gesellschaftskritische Geschichte.



Freitag, 6. September 2013

Album-Vorstellung: Goldfrapp "Tales Of Us"

Alison Goldfrapp
Das britische Duo namens Goldfrapp nicht vollends für seine Arbeit wertzuschätzen, gleicht einem Verbrechen an der akustischen Ästhetik. Denn seit jeher schaffen es Alison Goldfrapp und Will Gregory mit Leichtigkeit, die Schönheiten des Klangspektrums vollends für sich zu beanspruchen und ausgiebig darin zu baden, als handele es sich um ein mit Honig und Milch gefülltes Bassin. Mal mithilfe filigraner Melodien, dann wieder durch den gezielten Einsatz geladener Beat-Arrangements, erschaffen die Briten stets atemberaubende Meisterwerke, die behutsam in das Kollektivgedächtnis der Hörerschaft eingebrannt werden, um die Ewigkeit zu überdauern. Im Jahre 2000 wanderten sie mit uns zum sagenumwobenen "Felt Mountain", von dessen Gipfel aus, man einen einzigartigen Blick auf cineastische Klanglandschaften genießen konnte. "Black Cherry" (2003) hingegen verband den sanften Charme seines Vorgängers mit elektrifizierten Werkstoffen, die dann auf "Supernature" (2005) den ehemals organischen Einschlag der Band ad absurdum führten und einen metallischen Humanoiden zurückließen, über den erst mit "Seventh Tree" (2008) langsam wieder Gras wachsen konnte. Ihr letztes Studioalbum "Head First" (2010) wendete sich mit offenen Armen dem Mainstream zu, schmeckte vollmundig süß wie ein Bonbon, und bewies, dass Goldfrapp auch auf dem am härtesten umkämpften Markt innerhalb der Musikbranche, zweifelsohne bestehen können. Nachdem sich Ohrwürmer wie "Rocket" und "Believer" gierig durch die Charts gefressen haben, kehren Goldfrapp mit "Tales Of Us" nun zu ihren Wurzeln zurück. Dass sie dies können, ohne dabei auch nur einen Hauch an Glaubwürdigkeit zu verlieren, verdeutlicht die übernatürliche Begabung des wundersamen Paares.


"Tales Of Us"
Wie Sirenen aus einer weit entfernten Galaxie ertönen die Rufe der Synthies zu Beginn des Openers "Jo" und entführen uns schlagartig in eine Parallelwelt, voller Geheimnisse und Rätsel. Ergänzt durch ein unaufdringliches und doch tiefschürfendes Klavierspiel sorgt der Track für erste Gänsehautwellen. Nachdem diese abklingen, erwartet den Hörer mit "Annabel" die bewegende Geschichte eines intersexuell geborenen Kindes, das verzweifelt versucht, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Ohne das beschriebene Schicksal allzu sehr zu exponieren, schaffen Goldfrapp einen feinfühligen Zugang zu dem Charakter, der auf dem gleichnamigen Roman von Kathleen Winter gründet. Das dazugehörige Video, eindrucksvoll inszeniert von der Regisseurin Lisa Gunning, unterstreicht die Behutsamkeit, mit der das Thema der Geschlechtsidentität hier behandelt wird. Die filmische Umsetzung von "Annabel" ist darüber hinaus Teil eines visuellen Projektes, das die Veröffentlichung von "Tales Of Us" als Konzeptalbum begleitet.



Zudem ist die neue Platte von Goldfrapp durchzogen von literarischen Anspielungen. In den hauptsächlich mit Vornamen betitelten Stücken begegnen dem Hörer nämlich immer wieder Figuren aus Romanen und Erzählungen. So zum Beispiel auch bei "Stranger", welches von Patricia Highsmiths "Carol" inspiriert wurde. Die geschilderte Liebesgeschichte zweier Frauen wird auf tonaler Ebene durch düstere Pop-Noir-Einflüsse belebt. "Drew" hingegen reißt mit seiner subtilen Dramatik jene Brücken zwischen Himmel und Erde ein, setzt die Schwerkraft kurzerhand außer Gefecht und beschwört einen wahrhaftigen Schwebezustand herauf. Ist dieser einmal erreicht, sind Songs wie "Ulla", "Thea" oder "Simone" nur noch als leichter, schemenhafter Schauer wahrzunehmen, der vorsichtig die Sinne streift. Einen absoluten Höhepunkt auf "Tales Of Us" bildet "Alvar", eine verwunschene, akzentuierte Momentaufnahme aus Harmoniefragmenten. "Laurel" baut sein Gerüst grazil auf das Erbe vergangener, verblühter Tage, bevor "Clay" zum finalen Schlag ausholt und mit majestätischem Antlitz das Album schließt. "Einen hab ich noch..." verbeugt sich vor diesem spektakulären Monument moderner Kunst.



Mittwoch, 4. September 2013

Gewinnspiel: Rue Royale "Remedies Ahead"

Rue Royale
Die Musikindustrie hat sich verändert. Seit Jahren sind die Verkaufszahlen von CDs und MP3s rückläufig. Konsequenz dessen ist, dass tagtäglich kleine Independent-Künstler vermelden müssen, dass sie es sich nicht weiter leisten können werden, ihre Alben auf professioneller Ebene produzieren zu lassen. Wer kein will.i.am, kein Justin Timberlake oder keine Lady Gaga ist, der muss sich somit stets darüber im Klaren sein, dass er mit dem Veröffentlichen seines neusten Werkes, eventuell auch das Risiko eingeht, die eigenen Ersparnisse dauerhaft loszuwerden. Portale wie Spotify und Co. tun ihr Übriges, jene weiter zu übervorteilen, die bereits fest im Sattel sitzen und dafür den hart kämpfenden Optimisten, zunehmend den Boden unter den Füßen wegzureißen. Was ist uns Kunst heutzutage denn noch wert? Einige Musiker, wie das anglo-amerikanisches Duo Rue Royale, geben diese Frage an ihr Publikum weiter und nutzen verschiedene, immer populärer werdende Möglichkeiten, um eine Antwort darauf zu erhalten. Im Fall der beiden Singer Songwriter war es das Prinzip des Crowdfundings, welches sie erwählten, um Geld für die Produktion ihres neusten Albums "Remedies Ahead" zu sammeln. Sogenannte Bagger können dabei einen Betrag auswählen, mit dem sie eine Band, einen Solokünstler oder sonstige Kreativschaffende bei der Verwirklichung eines konkreten Projekts unterstützen möchten. Im Gegenzug erhalten sie, neben dem Versprechen, dass es bei ausreichender und vorher festgelegter Summe zur Umsetzung des genannten Inhaltes kommt, auch die Möglichkeit, spezielle Goodies etc. als Dankeschön zu erhalten. Dass dieses System Anklang auf beiden Seiten findet, beweist ein Blick auf die Erfolgsgeschichte von Portalen wie Kickstarter. Der Konsument wird eben in eine sehr frühe Phase des Entstehungsprozesses miteinbezogen, hat dadurch das Gefühl, Teil des Geschehens zu sein und nicht nur geisterhaft hinter der Glaswand des Produktionsbetriebes zu stehen. Diese neue Art des Umgangs führt zu einer sehr viel persönlicheren und intimeren Bindung zwischen Künstler und Käufer. Das stellten auch Rue Royale fest und posteten stets den aktuellen Crowdfunding-Fortschritt auf ihrer Website und den allseits beliebten sozialen Netzwerken. Dem Rückhalt seitens ihrer Bagger versichert, und das nicht nur auf finanzieller, sondern eben auch emotionaler Ebene, gingen Ruth und Brookln Dekker schließlich ins Studio und spielten zwölf wundervolle Tracks ein, die sie zuvor "on the road" während des Tourens geschrieben und komponiert hatten.

"Remedies Ahead"
Ist der Vertrauensvorschub, den Freunde und Fans der Band mittels Crowdfunding gewährten, denn nun gerechtfertig gewesen? Ja! "Remedies Ahead" ist eine sehr sensible, feinfühlige Platte geworden. Zarte Folkmelodien gesellen sich zu atypischen Indierock-Arrangements. Der stetige Wechsel zwischen süßen und bitteren Genüssen, wie ihn schon der Opener "Changed My Grip" bereithält, ist eine Wohltat für die akustischen Geschmacksknospen. Da kribbelt "Set Out To Discover" leicht auf dem Trommelfell, während Tracks wie das wohlige "Almost Ghostly" oder "Settle In Settle Down" friedlich durch die Windungen des Gehörgangs rauschen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass es sich bei Rue Royale um ein musizierendes Paar handelt, lässt Assoziationen zu den Genrekollegen von The Swell Season aufkommen. Es ist diese besondere Harmonie, ja beinahe schon Magie, welche die Stimmen von Ruth und Brookln miteinander verbindet. So umschlingen sich diese teils fest ("Dark Cloud Canopies", "Brought Up Somewhere Else") und lassen im nächsten Moment ihrem Gegenüber doch wieder genug Raum, um sich vollends und allein entfalten zu können ("Pull Me Like A String", "Every Little Step"). "Remedies Ahead" ist, was das schöne Cover von David Litchfield andeutet: Ein ästhetisches Geheimnis, voller Feingeistigkeit.




Mit der heutigen Verlosung wollen wir den anfänglichen Gedanken erneut aufgreifen und von euch wissen, was ihr bereit seid, für ein Album zu bezahlen? Wie viel Euro würdet ihr für eine CD, eine Platte oder einen Download ausgeben, wenn ihr den Preis festlegen könntet? Verratet und dies bis spätestens kommenden Freitag, den 06.09.2013, und gelangt so in die Lostrommel, aus der am Ende ein Gewinner gezogen wird, der sich über ein CD-Exemplar von Rue Royales "Remedies Ahead" freuen darf, das uns Sinnbus Records zur Verfügung gestellt hat. Es gelten (wie immer) die beiden nachfolgenden Wege, über die ihr euch mitteilen könnt.

Möglichkeit 1: "Einen hab ich noch..."-Facebook-Seite  liken (falls noch nicht geschehen) und das dort befindliche Gewinnspiel-Foto vom 04.09.2013 mit eurer Antwort kommentieren.

Möglichkeit 2: Eine Mail mit dem Betreff "Rue Royale" und eurer Antwort an blogfrog87@googlemail.com.

Wir sind gespannt und wünschen euch viel Erfolg!

Weitere Infos zu Rue Royale gibt es unter:
Offizielle Website | Facebookseite | Myspace

Montag, 2. September 2013

Klassiker der Woche Nr. 68

PJ Harvey
Polly Jean Harvey ist die einzige Künstlerin, die es bisweilen geschafft hat, den begehrten Mercury Prize zweimal zu gewinnen. 2001 überzeugte ihr "Stories From The City, Stories From The Sea" die Jury, 2011 hingegen war es das beeindruckende "Let England Shake", welches sich der Kriegsgeschichte Groß Britanniens widmet. Das Empire liebt seine Ausnahmekünstlerin und ihr beispielloses Engagement, sich mit Haut und Haar den eigenen kreativen Ideen zu verschreiben. Ohne Rücksicht auf Verluste und stets mit der größten Sorgfalt verbunden. Immer wieder beeinflusst die Songwriterin so den Geschmack ganzer Generationen von Hörern und setzt beiläufig neue Standards in Sachen Musikverständnis. Nachdem sich ihre Kompositionen jahrelang durch den markanten Einsatz zahlreicher E-Gitarrenriffs auszeichnete, entschied sich PJ Harvey für das Album "White Chalk" (2007) auf eben genau diese zu verzichten. Akustische Instrumente wurden federführend für Songs wie "The Piano", den heutigen Klassiker der Woche. Hämmernd, kratzend und von sirenenartigen, seufzenden Gesängen unterstrichen strahlt der Track eine nahezu unheimliche, aber eben auch sehr eindringliche Aura aus, die sich auf faszinierende Art als sehr einnehmend erweist.